Besondere Pflanzenkrankheiten und Schädlinge
auf Balkon und Terrasse
Balkone, Terrassen und vor allem Dachgärten und die leider modern gewordenen Kiesgärten sind nicht sehr lebensfreundlich. Fehlende Vegetationsdecke und trockene Stein-Holz-Umbegung sorgen für Lufttrockenheit und bei Sonnenschein Überhitzung. Je höher oben ein Balkon oder Dachgarten, desto windiger wird es. Das schafft zusätzlichen Trockenstress. Stress schwächt nicht nur unsere Abwehrkräfte, auch die von Pflanzen. Der Stress betrifft allerdings auch viele Schädlinge, denen es unter diesen Bedingungen auch nicht gut geht. Es gibt allerdings Arten, die genau diese Bedingungen mögen und sich unter den Wüstenbedingungen besonders ausbreiten.
Wüstenbewohner
Viele klassische Balkonblumen stammen aus Wüsten- und Halbwüstengebieten sowie anderen Trockengebieten. Etwa Pelargonien, Kapkörbchen, Gazanien, Strauchmargeriten, Mittagsblumen und einige andere. Sie sind unter Balkonbedingungen weitaus weniger anfällig als etwa Studentenblumen, Fuchsien, Begonien und andere Arten feuchter Lebensräume.
Auch die meisten balkontypischen Schädlinge stammen aus Trockengebieten. Regelmäßig kontrollieren sollte man, ob die Pflanzen nadelspitzenfeine Pünktchen bekommen, die immer mehr werden. Saugende oder gar minieriende kaum sichtbare Zwerge sind die Ursache. Meist sind es Weichhautmilben, aber auch Thrips und Netzwanzen können die Ursache sein.
Milben
Die bekanntesten Weichhautmilben sind die Spinnmilben. Und davon die bekannteste Art die Rote Spinne. Die weit unter einen Millimeter großen, rundlichen, achtbeinigen Tiere fallen meist erst auf, wenn die Pflanze schwer geschädigt ist. Dann beginnen sie, die Pflanze mit einem Gespinst zu überziehen. Aber nicht alle Weichhautmilben machen das. Manche minieren auch – das heißt, sie leben im Inneren des Blattes.
Vorbeugend hilfte es, für hohe Luftfeuchtigkeit – etwa durch einen Mini-Balkonteich – zu sorgen oder die Pflanzen und ihre Umgebung häufiger zu besprühen. Eine Befallsminderung ist durch Besprühen mit Brennnesselauszug (75 g Blätter/l 2-4 Tage angesetzt) zu erreichen. Zur direkten Bekämpfung sind für Privatpersonen Rapsölprodukte zugelassen. Die Anwendung sollte nach ein paar Tagen wiederholt werden.
Thripse
Was klingt wie eine Geschlechtskrankheit, sind winzige, dünne, strichförmige Insekten, große Arten bis 2 mm lang. Pflanzensaugende Arten verursachen Pünktchen durch Saugetätigkeit und so manche Art hat minierende Larven. Sie selbst sind oft nicht sonderlich problematisch, übertragen aber Viren. Mit Blautafeln – blaue Tafeln mit durchsichtigem Leim bestrichen – lässt sich starker Befall unter Kontrolle bringen. Leider fliegen auch einige andere Insekten auf Blau. Zur direkten Bekämpfung saugender Insekten sind nur Neem-Produkte zugelassen, die aber nur gegen Larven wirken und auch Nützlinge schädigen können. Hoffen wir darauf, dass bald Schmierseifenprodukte gegen Spinnmilben und Thripse zugelassen werden. Sie sind ebenso wirksam, haben aber weniger Nebenwirkungen.
Birnen-Netzwanze
Die Birnen-Netzwanze kommt an vielen verschiedenen Gehölzarten vor. Problematisch ist sie vor allem bei Äpfeln, die an lufttrockenen Standorten stehen. Die Blätter färben sich durch die Einstichstellen gelb bis fast weiß. Zur direkten Bekämpfung saugender Insekten sind Neem-Produkte zugelassen, die aber nur gegen Larven wirken und auch Nützlinge schädigen können. Die Wirkung gegen Netzwanzen ist gering, da sich die Generationen überlappen.
Echter Mehltau
Echter Mehltau ist anders als die meisten anderen Pilzerkrankungen kein Schlechtwetterpilz. Er mag es trocken und heiß. Nur zur Keimung benötigt er für etwa 6 Stunden feuchte Blätter. Danach holt er sich Wasser aus dem Blatt. Anders als andere Pilzerkrankungen ist er aber leicht zu bekämpfen. Man kann ihn durch besprühen mit diversen wässrigen Lösungen bekämpfen: Süßmolke 1:10 verdünnt, mit 3,3-10 g/l Backpulver, 75 g/l Brennnesselblätter 2-4 Tage angesetzt, 0,5-4 g/l Chitosan, 0,75-2 g/l Lezithin, 1-5 ml/l Sonnenblumenöl (erlaubt für Paradeiser, Suspension – laufend schütteln!), Weidenrindentee (7 g/l Weidenrinde mit Regen-, destilliertem oder saurem Wasser bei 80 °C ziehen lassen) 1:30 mit Regen-, destilliertem oder saurem Wasser verdünnt (evtl. mit Zitronensäure oder Essig leicht ansäuern). Es handelt sich dabei nach Pflanzenschutzmittelrecht um Grundstoffe, die man selbst herstellen bzw. verarbeiten darf. Man darf aber nicht alle Mittel bei allen Pflanzen anwenden.
Genaue Informationen gibt es hier: Zulassung Grundstoffe
Spitzenendfäule
Vor allem Paradeiser, aber auch Zucchini und andere Kürbisse faulen manchmal an der Fruchtspitze beginnend ab. Bei Paradeisern ist die Fruchtspitze dabei meist schwarz und hart. Bei Kürbissen entwickelt sich oft nicht einmal eine Frucht. Dabei handelt es sich um keine Krankheit. Die Pflanzen schaffen es nicht, genügend Calcium aus dem Boden in die Frucht zu bekommen. Der Grund ist meist ein zu warmer Wurzelbereich, bei Zucchini & Co ist es oft auch Kälte. Auch verdichtete Substrate und Staunässe können ein Grund sein. Als Soforthilfe kann man etwas Soda in Wasser lösen und die Pflanzen damit besprühen. Sinnvoller Weise sollten die Ursachen beseitigt werden: Töpfe beschatten, weniger gießen, evtl. umsetzen.
Fotos: Margit Benes-Oeller