Beerige Naschhecken

Für Feinschmecker & Co

Wenn so manches Gehölz jetzt mit ungewöhnlichen Früchten ins Auge sticht, ist es nicht nur Zeit für eine nähere Betrachtung sondern auch für neue Geschmackserlebnisse. Wer sich bei der Gartenplanung vom großen Wildobstsortiment inspirieren lässt, kann schon bald direkt hinter dem Haus auf kulinarische Entdeckungsreise gehen…

Meist geht es im Garten ja nicht um große Ernten, sondern darum, das ganze Jahr Vielfalt zum Naschen zu finden. Gleichzeitig sollen die Pflanzen zierend wirken und pflegeleicht sein. (Wild)obstgehölze können alle Raum bildenden und gestalterischen Funktionen übernehmen. Mit attraktiven Blüten, mit Blatt- und Fruchtschmuck sind sie ganzjährig schön.

Und dazu liefern sie - bei manchen etwas Kochzuwendung vorausgesetzt - puren Genuss! Die kostbaren Naturprodukte bringen so nicht nur Farbe und Vielfalt in den Garten und Küche, sondern steigern unser Wohlbefinden.

Spricht man von Wildobstgehölzen bedeutet „wild“ nicht, dass diese Kostbarkeiten einen ungebändigten Wuchs, wenig Zierwert oder geringen Fruchtertrag zeigen. Ob sie nun im Sommer reifen, wie Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Felsenbirne (Amelanchier) oder Apfelbeere (Aronia) - der Begriff „Wildobst“ weist bloß darauf hin, dass die Pflanzen züchterisch nicht oder kaum bearbeitet wurden. Sie bieten ungewöhnlichen Geschmack, auch weil ihre Früchte üblicherweise im Handel, selbst in verarbeiteter Form, nicht erhältlich sind.

Die robusten und pflegeleichten Wildsträucher werden deshalb heute nicht nur von Gartenbesitzern wiederentdeckt, sondern auch vom professionellen Obstbau. Von manchem Wildobst werden besonders gute und ertragreiche Exemplare gezielt vermehrt. So sind etwa Sanddorn- oder Dirndlsorten entstanden und es gibt Züchtungen, die größere Früchte als die Wildart besitzen.

Auf Wildobst können Sie besonders setzen: Ein anspruchsloses Wildobstgehölz etwa ist der Sanddorn (Hippophae rhamnoides). Noch auf ärmsten Sandböden gedeiht er, und er verträgt Salz, Hitze und Wind. Seine schmalen Blätter verleihen dem oft bizarr wachsenden Großstrauch ein besonderes Aussehen, das ein wenig an Olivenbäume erinnert. Selbst nach dem herbstlichen Blattfall bleibt der Sanddorn interessant, denn seine dicht mit orangefarbenen Beeren besetzten Zweige haften bis in den Winter. Die gesunden Früchte enthalten vor allem viel Vitamin-C. Ihr herb-säuerlicher Geschmack macht sich gut in Marmelade, Saft, Likör, Sirup oder in Saucen. Die Ernte der weichen Beeren fällt leichter, wenn man die dicht mit ihnen besetzten Triebe einfriert und sie dann herunterschlägt. Weil Sanddorn zweihäusig sind - das heißt, dass eine Pflanze entweder nur weibliche oder nur männliche Blüten trägt - pflanzen Sie für eine reiche Beerenernte am besten eine männliche zu mehreren weiblichen Exemplaren. Sanddorn ist als Harem produktiv.

Dem Dasein in beengten Verhältnissen eines großen! Pflanztopfes hält der Sanddorn aber auf Dauer nicht stand. Schade, ich hatte mir so sehr seine mediterrane Anwesenheit für längere Zeit gewünscht…

Da musste ersatzweise ein Dirndl her. Immer wieder der Selektion durch den Menschen ausgesetzt war die Kornellkirsche (Cornus mas). Heute zeigt sie dementsprechend Früchte in unterschiedlicher Form und Farbintensität. Der Großstrauch ist mit seiner sehr frühen und nektarreichen Blüte sehr wichtig für Bestäuberinsekten. Die kleinen, 2-3 cm langen elliptischen Früchte sind unreif stark gerbsäurehaltig.

Wenn die Früchte ihr köstliches, meist schwarzrotes Kleid zeigen, weichhäutig und sehr saftig zu Boden fallen, sind sie vollreif. Da sie rasch gären ist ein tägliches Aufsammeln und Verarbeiten empfehlenswert. Dazu eignet sich eine unter den Strauch gelegte Plane oder ein feinmaschiges Netz.

Etwa 4 Zentimeter groß, braun und rundlich mit der rauen, filzigen Schale - so zeigen sich Echte Mispeln (Mespilus germanica). Der Wärme liebende kleine Baum mit etwa 3 bis 5 Metern Höhe, der auch sommerliche Hitzeperioden gut verträgt, gedeiht auch im Stadtklima. Kein Wunder soll die Echte Mispel erst vor etwa 2000 Jahren mit römischen Soldaten in die Regionen nördlich der Alpen gelangt sein. Schon im Mittelalter geschätzt war sie früher oft in Bauerngärten zu finden. Inzwischen erlebt die Echte Mispel eine Renaissance in Hecken und als Vogelschutzgehölz. Haben die süß-säuerlichen Früchte den ersten Nachtfrost hinter sich gebracht – sind sie bestens geeignet, um roh genossen zu werden; sie eignen sich aber auch gut für Obstmus, Marmeladen, Gelees, Saft, Likör oder Obstwein. Verarbeitet werden die Früchte am besten mit der Kartoffelpresse.

Geerntet werden sie am besten, wenn sie leicht loslassen, aber noch nicht reihenweise auf den Boden klatschen. In Holzkisten neben Äpfeln im kühlen Lagerraum werden sie pünktlich im Advent weich und damit ein vitaminreicher Genuss. Darüber hinaus sind sie auch mit ihren hübschen weißen Blüten - die sich im Mai und Juni zeigen und die Apfelblüten ähneln - ein echter Hingucker.  

Diese und andere Wildobstgehölze erfreuen uns bis spät in den Herbst mit köstlichen Früchten und herbstlich-buntem Kleid. Im Frühling sind sie mit ihrem zarten Blütenflor ein Blickfang für uns und ein Paradies für Vögel und Insekten. Und auch in der Hitze des Sommers, in der sie erfrischenden Schatten spenden, sind sie viel wert.

Jetzt ist Pflanzzeit! Ihre Gartenfragen beantwortet www.willheckehaben.at oder das Gartentelefon (02742) 74333.

Margit Beneš-Oeller

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