Barbarazweigerl

ohne Barbara

Am 4. Dezember werden traditionell Kirschenzweige geschnitten und in die Vase gesteckt. Die Legende um die heilige Barbara ist Anlass und namensgebend für diesen Brauch. Doch was steckt botanisch dahinter?

Alles ist vorbereitet


Ein Schnitt mit der Rasierklinge durch die Winterknospen des Kirschbaumes und eine sehr gute Lupe bringen bereits die Blatt- und Blütenanlagen des nächsten Jahres zum Vorschein. Eigentlich ist Ende August schon alles fertig für die nächste Vegetationsperiode. Einige Kirschensorten, etwa Prunus x subhirtella ‘Autumnalis‘ zeigen das auch, indem sie bereits im Herbst zu blühen beginnen. Doch warum warten die meisten anderen Bäume bis zum Frühling? Der Grund scheint auf der Hand zu liegen: Der Winter ist eine denkbar schlechte Zeit für das Wachstum. Doch was steuert die Ruheperiode der Pflanzen?

„Die Zweige entwickeln sich nur, wenn sie zuvor ausreichend Frost erhalten haben“

Ein kleines Experiment


Man beschneide einen großen Kirschbaum regelmäßig im Herbst, beginnend vor den ersten Frosttagen: Alle paar Tage (immer bei Änderung der Wetterlage) werden drei Zweige abgeschnitten und mit einem Datumsetikett versehen. Daneben werden Aufzeichnungen über Temperaturverlauf (Tageshöchst- und Tiefwerte) und Tageslänge geführt.

Dann wird jeweils ein Zweig sofort in die Vase ins Zimmer gestellt. Ein anderer Zweig kommt in eine Vase, die nur acht Stunden am Tag Licht erhält, der dritte wandert für zwei Tage in das Gefrierfach des Kühlschranks und wird erst dann in die Vase gestellt.

Was soll rauskommen?


Die Zweige, die zunächst im Gefrierfach landeten, werden sich alle entwickeln. Die unterschiedliche Tageslänge hingegen übt keinen Einfluss auf die Entwicklung aus: Die Zweige entwickeln sich nur, wenn sie zuvor ausreichend Frost erhalten haben.

Schlüsse und Hintergründe


Frost bricht die Winterruhe. Sobald Frost auf die Pflanze eingewirkt hat, erfolgt bei Wärme der Austrieb. Das macht die Pflanzen allerdings auch anfällig für zu frühes Austreiben in wärmeren Perioden und für Frostschäden bei erneuten Frosteinbrüchen.

Austriebsregulation über Tageslänge könnte diese Gefahr zwar mildern, ist aber mit dem Nachteil verbunden, wenig flexibel zu sein. Zu bemerken ist das etwa bei Weinstöcken in den Subtropen, die erst austreiben, wenn alle anderen Pflanzen schon längst ergrünt sind. Allerdings können diese Pflanzen auf Kältereiz verzichten und damit noch in warmen Regionen wachsen.

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