Auftakt in den Sommer

Eine Ode an den „Holler“

 

Bald ist der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) verblüht, dessen honigduftende Blüten ebenso wie die üppige Pracht der Rosen als untrügliche Zeichen den Sommer ankündigen. Der Holler ist einfach ein herrliches Gehölz – schaut einmal bewusst zu jeder Jahreszeit in den Garten zu eurem Holunderstrauch. Auf seinen cremeweißen Blüten tummeln sich Schmetterlinge wie kleine gaukelnde Juwelen, da und dort findet sich im Frühjahr ein kleines Vogelnest im Geäst und im Herbst, wenn die Beeren reif sind, ist er ein All you can eat-Buffet für zahlreiche Vogelarten. Dieses ökologisch wertvolle „Allerweltsgehölz“ bietet neben seiner Schönheit ebenso zahlreiche praktische Nutzungsmöglichkeiten im Hinblick auf kulinarische Genüsse und findet auch im ökologischen Pflanzenschutz Verwendung.

 

Seit jeher prägt der Holunder das Bild unserer Kulturlandschaft und ziert als alter, treuer Begleiter des Menschen zahlreiche Haus- und Hofgärten, denn er war eine wichtige Ressource für verschiedene traditionelle Heilmittel in der einfachen Hausapotheke. Unser Liebling unter den heimischen Wildsträuchern ist bestens an die hiesigen Standortsbedingungen angepasst und ist deshalb besonders robust und pflegeleicht. Und eben aufgrund all dieser tollen Eigenschaften, möcht ich dem prächtigen Gehölz heute eine kleine Ode widmen – wer weiß, vielleicht entdeckst auch du ganz neue Seiten an deinem Holler!

 

Heiß begehrt bei Mensch wie Tier

 

Heimische und ökologisch wertvolle Wildsträucher erfreuen uns von Frühling bis Herbst mit Blüten und Früchten. Sie sind zudem ein großartiger Lebensraum und ergiebige Nahrungslieferanten für zahlreiche Tierarten. So laben sich im Sommer bis zu 62 heimische Vogelarten an den schwarz glänzenden Früchten, weshalb er auf unserer „Natur im Garten“ Hitparade der Wildsträucher für diese Tierart auch unter den Top 3 rangiert. Ab und an segelt auch mein Lieblingsschmetterling, der Kleine Fuchs, auf eine der breit gefächerten, einladenden Blüten herab.

So wos Guads!

 

Unser Stoffwechsel unterscheidet sich deutlich von jenem der Vögel. Die bei unseren gefiederten Freunden heiß begehrten rohen Beeren sind für uns Menschen schwach giftig – also die Holunderbeeren niemals roh essen! In gekochtem Zustand aber verliert der Giftstoff, das Sambunigrin, seine unerwünschte Wirkung und die Hollerbeeren können dann auch von uns nach Lust und Laune zu zahlreichen Köstlichkeiten verarbeitet werden. Die Holunderblüten können ohne weiteres genossen werden: getrocknet als Tee oder in Palatschinkenteig herausgebacken – mhmmmmmm! Und – was wäre ein Sommer ohne Holundersirup? Der köstliche Honigduft der cremeweißen Blüten lässt sich abgefüllt in Flaschen wunderbar konservieren und dann das ganze Jahr über genießen. Die Hollerbeeren wiederum sind reich an Vitamin C, A, B1, B2 sowie Beta-Karotin und liefern Mineral- und Ballaststoffe. Traditionell werden die reifen Früchte zum „Hollerkoch“ verarbeitet. Besonders köstliche Früchte tragen zum Beispiel die Sorten ‚Haschberg‘, ‚Sampo‘, ‚Samyl‘, ‚Samidor‘ oder ‚Sandal‘. Freilich, auch unsere Vogelwelt lässt sich nicht lange an dieses üppige Buffet bitten, aber an so einem ehrwürdigen Holler ist stets genug für alle da.

Holunderblattjauche – Holler gegen Wühlmaus

 

Ja, eine Jauche ist eine ziemlich stinkige Angelegenheit – aber ein im Naturgarten in vielseitiger und vor allem in schonender Weise einsetzbares Gebräu. Der strenge Geruch der Holunderblattjauche vertreibt für einige Zeit, wiederholt in die Gänge eingebracht, Wühlmaus und Maulwurf aus dem Garten. Für die Jauche werden 1 Kilogramm frische oder 200 Gramm getrocknete Blätter mit 10 Litern Wasser für 2-3 Wochen angesetzt. Die fertige Jauche wird dann unverdünnt immer wieder in die Gänge unerwünschter Gartenmitbewohner geleert. Wie ihr noch andere nützliche Brühen, Jauchen und Tees selbst herstellen könnt, lässt sich hier auf unserem Infoblatt Brühen, Jauchen und Tees nachlesen.

Die eierlegende Wollmilchsau gibt es eben nicht…

 

Der Holunder verschenkt seine Früchte nicht einfach so an Rotkehlchen, Klappergrasmücke, Heckenbraunelle & Co. Die Vögel werden die Samen nach dem Verzehr der Früchte an einer entfernten Stelle abgeben und so zur Verbreitung des Hollers beitragen. So manche Gärtnerin eckt hier mit dem Verbreitungsdrang der Pflanze an, sprießen doch in kurzer Zeit die jungen Keimlinge emsig aus dem Boden. Da heißt es dann, Nachsicht haben, jäten und die Vorzüge des Hollers in Erinnerung rufen: unter seinen luftigen, schattigen Zweigen ist der beste Platz für den Komposthaufen und im Frühjahr ist er ein Blattlausmagnet. Durch dieses üppige Nahrungsangebot lockt er bald zahlreiche Marienkäfer und andere Nützlinge an, die sich dann gleich über weitere ungebetene Gäste in unserem Garten hermachen.

Der Holler – Ein mystisches Gehölz

 

Holunder nahe dem Heim zu pflanzen war bereits bei den Germanen Sitte, um der „guten Hausgöttin“ eine behagliche Wohnstatt zu bieten. Nur wenige Pflanzen wurden in der Volksmedizin bereits so lange und vielseitig genutzt, wussten doch schon unsere Vorfahren um dessen blutreinigende- und regenerierende sowie immunstärkende Wirkung. Auch das alte Sprichwort „Vor dem Holler sollst du deinen Hut ziehen“ zeugt von der tief verankerten, hohen Wertschätzung für dieses Wildgehölz.

„Viel Freude beim Bewundern eures Holunders und vergesst nicht, dabei stets den Hut zu ziehen!“

 

 

Fotos: Pixabay, Weber, Haiden, Brocks, Benes-Oeller

Katharina Weber

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