Auf Nuss-Jagd
Klassiker aus dem Garten
Ich kann mich noch gut erinnern an die besonderen Schätze, die meine Großeltern auf ihren Kleiderschränken im kühlen, trockenen Schlafzimmer in den Winter retteten. Aus den grünen bis schwarzen Schalen befreit, einige Tage an der Sonne nachgetrocknet, warteten die Walnüsse auf Zeitungen ausgebreitet auf ihre Verwertung - als Bestandteil der Vanille Kipferl, in Kuchen mit gehaltvoller Buttercreme und anderen Köstlichkeiten. Bevor sie diesen Zwischenaufenthaltsort erreichten, hatten wir sie unter den majestätischen Bäumen im Gras gesucht, mit gesenktem Blick und vorsichtig tastenden Füßen im hohen Gras und belohnt mit dem typischen Laubduft und dreckigen Fingern.
Waren früher in fast jedem Weingarten Kirschen- und Nussbäume für die Eigenversorgung zu finden, wird an diese Tradition, die der Mechanisierung zum Opfer gefallen ist, langsam wieder angeschlossen. Auch als attraktiver Hausbaum sind Walnussbäume nicht zu verachten, treiben sie doch erst so spät aus, dass die milde Frühlingsonne die Häuser angenehm aufwärmt. Als äußerst langlebige „Bäume fürs Leben“ hat man ob Hoch-, Halbstamm oder Heister die Qual der Wahl: Obstbaumschulen wie Haas und Haas (www.walnussbaum.at) oder Schreiber (www.schreiber-baum.at/sortenbeschreibung/schalenobst) haben zahlreiche veredelte Sorten im Angebot. Gut so, denn die gemeinsame Pflanzung verschiedener Sorten sichert gute Erträge.
Nuss an Nuss
Mittel bis stark wachsende Sorten aus dem Nuss-All sind `Apollo´, und spät austreibende `Jupiter´ oder `Mars´. Wie leicht Nüsse jeweils aus der Schale zu bekommen und zu knacken sind, oder wie das Fruchtfleisch aussieht und schmeckt, ob die Frucht rund oder oval ist, steht unter einem anderen Stern, wie `Lake´ (mit Mars robusteste Sorte gegen Bakterienbrand/ Xantomonas), `Ockerwitzer Lange´ oder die frostfeste `Seifersdorfer Runde´ zeigen.
`Wunder von Monrepos´ zeigt für die Baum- und Rebschule Schreiber größere Früchte als die ohnehin sehr große Geisenheim 120, und ist gesünder. Die großfrüchtige `Geisenheim Nr. 120 ´ist für die Fa. Haas und Haas die beste Sorte im Hausgarten für 100 m² große Plätze, braucht aber Fremdbefruchter,`Geisenheim Nr. 26´ dagegen die bestgeeignete Sorte für Spätfrostlagen. Für kleine Hausgärten empfiehlt die Firma als bestgeeignete Papiernuss `Weinsberg 1´. Für diese kleinkronige Nusssorte genügen ca. 50 bis 70 m² Standraum, d.h. wie für einen Apfel-Halbstamm.
Unter den Liebhabersorten mit rotem Nusskern finden sich die farbintensive `Rote Donaunuss´, die große `Aufhauser Baden´ und `Hodomin´ für größere Flächen, `Hospozin´ auch bei für Nüssen wenigen m², als 50 bis 70 m².
Mit kleinen Baumdurchmessern und leider auch Nüssen - machen auch die Geschlitztblättrige Nuss (Juglans regia `Laciniata´) mit 3 bis 4 m Höhe und Breite sowie die Zwergnuss (Juglans fertilis) mit 4 bis 5 m Höhe und 3 bis 4 m Breite durchaus von sich reden.
Da ist der Wurm drin
Heute sieht man immer öfter schwarz durchgefärbte, quatschige Früchte. Schwarzes, schleimiges Fruchtfleisch, in dem sich weißlich-gelbliche Maden finden, ist ein sicheres Indiz für Rhagoletis completa. Das befallene Fruchtfleisch lässt sich nur schwer von der Nuss entfernen. Bei starkem Befall dringen die Maden der Walnussfruchtfliege bis in den Nusskern vor. Ursprünglich aus Nordamerika stammend, zeigt sich die Fliege seit Ende der 80-er Jahre in Europa. Echte Walnuss (Juglans regia) und Schwarze Walnuss (J. nigra) sind mit einer Generation im Jahr betroffen. Die Fliegen schlüpfen Ende Juni und fliegen bis September. Sie legen ihre Eier in die grüne Fruchtschale ab. Drei bis fünf Wochen später lassen sich die Maden teils mit der Nuss zu Boden fallen, wo sie sich vergraben und verpuppt überwintern. Den Boden unter dem Baum abzudecken, behindert die schlüpfenden Fliegen. Vor dem Fruchtfall aufgebracht verwehrt eine Abdeckung den Maden das Eindringen in die Erde. Befallene Früchte werden darauf eingesammelt und nicht kompostiert, sondern vernichtet. Auch der Einsatz von Gelbtafeln zur Hauptflugzeit im August ist von Vorteil.
Selten leben Apfelwickler-Larven auch in Nüssen. Zu erkennen sind sie an Kotresten in den Früchten.
Blattbräune der Walnuss
Bakterienbrand ist mit der Blattbräune der Walnuss Marssonina juglandis, einer Pilzerkrankung, nicht zu verwechseln. Oft findet eine gemeinsame Infektion statt. Der Pilz überwintert auf Falllaub und befällt Blätter, Jungtriebe und Nüsse. Auf der Nuss zeigen sich vertiefte, schwarzbraune Punkte, sie reifen schlecht aus und fallen teilweise vorzeitig ab. Dabei zeigen sich meist dunkle Blattflecken mit dunklerem Rand, außerdem kleine dunkle Punkte auf der Blattoberseite. Die Blätter vergilben und fallen ab. Um Pilzsporen abzutöten müssen Falllaub und vorzeitig abgefallene Früchte bei mind. 60 °C heiß kompostiert werden, was im Hausgarten oft nicht erreicht wird. Alles Erkrankte einschließlich der Walnüsse sollte entsorgt, das Werkzeug desinfiziert werden. Zur Vorbeugung kann man Schachtelhalmbrühe ab Austriebsbeginn wiederholt spritzen. Ein zugiger Stand mit 6-12 m zu Mauern und Nachbarpflanzen dämmt die Ausbreitung ebenso wie das Entfernen und Vernichten kranker Pflanzenteile ein.
Bakterienbrand
Schwarze punktförmige, oft von einem gelben Rand umgebene Flecken auf Blättern, jungen Trieben oder der Fruchtschale junger Walnüsse wird durch das Bakterium Xanthomonas campestris pv. juglandis hervorgerufen. Die oft einsinkenden Flecken werden rasch größer, was vorzeitigen Blatt- und Fruchtfall und das Absterben junger Triebe auslösen kann. Die Fruchtschale kann teilweise oder ganz betroffen sein. Bei frühem Befall ist der schrumpfende Kern nicht mehr zu genießen, bei späterem Befall wird nur die äußere Schale befallen. Das Bakterium überwintert in Knospen und Trieben. Als Schleimtröpfchen wird es durch Regentropfen, Insekten oder Pollen verbreitet. Bei genügend Feuchtigkeit erfolgt eine Neuinfektion im jungen Pflanzengewebe. Vorbeugend hilft es, Bäume laufend zu kontrollieren. Befallene Pflanzenteile werden zurück geschnitten und abgefallenes Laub entfernt und vernichtet. Gartenwerkzeug wird während und nach den Schnittmaßnahmen desinfiziert. Es gibt keine resistenten Sorten, im Gegensatz zur Sorte `Esterhazy II´ sind `Geisenheimer´ oder `Mosel-Walnuss´ oder `Weinheimer´ aber weniger anfällig.
Damit der Nikolaus auch heuer sicher wieder Nüsse bringt.
Fotos: Benes-Oeller, Haiden