Frühling

Wildbienenhotels bauen

Klein anfangen - mit großer Wirkung

 

Wildbienenhotels selbst zu bauen ist für Bastel-Neulinge eine gute Gelegenheit, einmal einen Bohrer zu testen – als sanfter Einstieg ins Werken für alle, die es noch nicht probiert haben. Denn es ist gar nicht so schwierig, ein paar Schrauben ins Holz zu drehen. Und bei Nützlingshotels sollte man ohnehin klein anfangen, denn das Zusammenfügen von ein paar Brettern ist nur der erste Schritt. Der größere Aufwand besteht in der anschließenden Befüllung. - Aber die Arbeit lohnt sich: wenn die pelzigen Kerlchen dann einziehen ins Hotel, schlägt das NaturgärtnerInnenherz einfach höher!

 

 

Ein wettergeschütztes Dosenhotel ist übrigens eine nette Bastelidee mit Kindern, die ohne viel Werkzeug auskommt und in einem unserer Youtube-Videos sehr gut erklärt wird.

Ich habe auch schon niedlich-winzige Häuschen aus Holz gebaut, die nicht viel mehr Platz für die Befüllung mit Schilfrohr bieten als eine Konservendose – zum Beispiel im Rahmen eines Familienprogrammes am Vatertag 2013 auf der GARTEN TULLN - für den Vater mit dem Sohne oder für Mutter und Tochter.

 

 

Etwas mehr „Betten“ aber bietet ein Häuschen mit einem Baukörper, der von vorne betrachtet etwa dem Ausmaß einer A4-Seite mit Giebel entspricht. – Diese Größe habe ich auch schon in halbtägigen Seminaren angeboten, weil es weitaus schneller zu befüllen ist als das Modell etwa im A3-Format aus unserer Nützlingsbroschüre auf Seite 49.

Dieses könnte dann das Folgemodell werden, sozusagen der große, kleine Bruder. Wichtig ist jedenfalls, dass es ausreichend tief ist, beispielsweise 16 cm, damit einigermaßen langes Füllmaterial hineinpasst und davor zumindest 4 cm Luftraum bis zum Hasendrahtgitter bleibt, das unsere gefiederten Freunde davon abhält, die fetten Leckerbissen aus den Röhren zu zerren, was in vogelreichen Gebieten wirklich wichtig sein kann. Das Dach wiederum sollte noch einmal einige cm überstehen. Erhält man keine so breiten Bretter, kann man auch etwas breitere Dachpappe draufnageln wie im folgenden Bild erkennbar (oder das Haus so regengeschützt anbringen, dass kein weiterer Vorsprung erforderlich ist).

 

Material für den Rahmen

 

Für den Holzrahmen verwende ich sägeraue Fichtenbretter (gehobelte Bretter sind natürlich auch erlaubt), ca. 2 cm stark und beispielsweise 12 cm breit für den Korpus und 16 cm breit für das Dach. – Daraus ergibt sich dann die Tiefe des Korpus von 12 cm, ein Dachvorsprung von 4 cm und bei der Verwendung von 8 cm langem Füllmaterial ein Luftraum zwischen dem Vogelschutzgitter und dem Füllmaterial von ebenfalls 4 cm. Noch besser wäre alles um einige cm breiter: 12 cm langes Füllmaterial und 16 und 20 cm breite Bretter. Letztere sind aber weniger leicht oder günstig erhältlich. Jedenfalls je länger die Röhren der Befülllung, desto mehr Wildbienenlarven haben darin Platz und damit auch mehr weibliche, denn die befinden sich laut Wissenschaft im hinteren Teil, während die männlichen Larven vornean größeren Gefahren ausgesetzt sind. Es ist durchaus rätselhaft, warum die zuletzt gelegten Eier als erste schlüpfen. Vielleicht liegt es ja daran, dass die Frühlingssonne die Abteile umso eher wärmt, je weiter vorne und damit näher an der sonnenbeschienenen Oberfläche sie liegen.

In speziell angefertigten Schauhäuschen, wie sie etwa unter www.wildbienenschreiner.de angeboten werden, kann man die zahlreichen hintereinander liegenden Abteile gut erkennen.

 

 

Besser für die Brut ist es natürlich, wenn sie in Ruhe im Dunkeln in natürlicher Umgebung ganz ohne Plexiglas heranreifen darf, aber spannend ist es schon, ihnen bei der Entwicklung kurz zusehen zu können Unter www.wildbienen.de wird im Downloadbereich im Infoblatt „Ein Platz für Wildbienen und Einsiedlerwespen“ erklärt, wie man ein kleineres Schauelement mit einem einzigen Gang selber herstellen kann.

Aber zurück zum Material für mein „A4“-Modell:
2 Stück 29 cm lange und 12 cm breite Brettabschnitte für die Seiten
3 Stück 19 cm lange und 12 cm breite Brettabschnitte für die Querböden
zwei breitere Teile für das Dach (B=16 cm) – einer 22 cm und einer 20 cm lang.

 

 

Wer Bretterverschnitt übrig hat, kann die Bauform entsprechend den vorhandenen Teilen anpassen. Man kann sich Bretter vor dem Einkauf bei einem Baumarkt oder dem Sägewerk des Vertrauens gegen einen kleinen Aufpreis meist auch zuschneiden lassen. Wenn sich eine Gruppe interessierter zusammentut, kann der Zuschnitt für mehrere Häuschen mit möglichst wenig Verschnitt auf einmal erfolgen. Oder aber die Bretterreste werden entsprechend mit Kreis- oder auch Handsäge angepasst.

 

 

Weiters werden bei meinem Modell mit einer „Zwischendecke“ pro Hotel 18 Schrauben – etwa 4 mm x 40 mm oder 3,5 x 35 - benötigt, eventuell Stuhlwinkel oder ähnliches für die Aufhängung und kleinere Schrauben zum Anbringen der Winkel (z.B. 3 mm x 20 mm), ein Stück Hasengitter im Ausmaß der vorderen Öffnung. Wenn man das Hotel fix fertig befüllen und transportieren möchte, bevor man es an eine Wand hängt, empfiehlt sich auch eine Rückwand aus Holz oder Dachpappe und wie schon erwähnt eventuell Dachpappe für obenauf als Schutz vor Nässe.  

Meine Neffen im Salzkammergut nageln übrigens lieber als zu schrauben. Auch die Stege an den Seen dort wurden traditionell geklampft und genagelt und nicht geschraubt. Ich selbst aber verwende gerne Schrauben und bohre sogar Löcher vor mit einem Bohraufsatz, der um eine Nummer kleiner ist als die verwendeten Schrauben. Dann geht die Schraube leichter hinein im gewünschten Winkel, und das Holz bricht nicht so leicht dabei. Beim Bohren ist wichtig, im rechten Winkel anzusetzen und den Bohrer geradewegs wieder herauszuziehen, während er noch dreht. Zu zweit arbeitet es sich natürlich leichter, wenn eine(r) hält und eine(r) bohrt, schraubt oder nagelt.

 

Gut befüllt ist bald besiedelt

 

 

 

Gleich langes, nach vorne hin bündiges Füllmaterial ergibt ein schönes Bild und dicht an dicht hält besser. Die Unterteilung des Baukörpers in kleinere Einheiten erleichtert die Befüllung und macht es möglich, einzelne Abteile fürs nächste Jahr auszusparen. Möchte man nachträglich ein Hasengitter anbringen, bleibt immer noch die Möglichkeit, mit Holzleisten aufzudoppeln und es anschließend zu befestigen.

 

 

Worauf noch zu achten ist, steht bereits ausführlich beschrieben in unserem Infoblatt zum Download „Wildbienenhotels selbst bauen“.

So viel sei vorweg verraten: Als Material eignen sich gut getrocknete „Astscheiben“ von Hartholz wie Buche, Eiche, Robinie oder Obstbäumen, angebohrt mit Lochdurchmessern von 2 bis 9 mm. Birkenholz wird weniger gut angenommen und insbesondere Weichholz von Pappel oder Nadelbäumen ist ungeeignet. Zweige des Blauglockenbaumes sind von Natur aus hohl und machen sich gut im Häuschen. Stabile hohle Stängel von krautigen Pflanzen wie z.B. Angelika, Knöterich oder Schilf sind geeignet und eine Schilfmatte sogar besonders bequem für die Befüllung größerer Hotels. Damit sie beim Schneiden nicht bricht, kann man sie vorher in Wasser einweichen und sollte eine gut geschärfte Gartenschere dafür verwenden. Man kann die abgeschnittene Bahn mit dem Verbindungsdraht der Schilfmatte auch gleich aufrollen und als Schilfröllchen einfüllen.

 

 

Für das Schneiden des Gitters empfiehlt sich eine Blechschere und wirklich dicke Schutzhandschuhe. Es schneidet sich leichter, wenn es gespannt ist, zum Beispiel am Boden, während eine zweite Person sich daraufstellt.

 

Was wird noch gebraucht? 

 

Fürs Zusammenschrauben ist ein aufgeladener Akkuschrauber oder Bohrer dienlich (oder bequemer Weise gleich zwei – einer fürs Bohren, einer fürs Schrauben), Bohraufsätze von 2 bis 9 mm sowie ein Kreuzschraub- bzw. den Schrauben entsprechender Aufsatz (bzw.  Hammer und Nägel). Wenn die Holzstücke noch nicht zugeschnitten sind, braucht man auch noch eine Säge und Sägebock oder aber eine Werkbank und Schraubstock oder Zwingen – und Geduld bei der Befüllung.

Viel Geduld zeigten im Jahr 2019 auch über 1.000 an einem besonderen Wettbewerb teilnehmende Schülerinnen und Schüler, Privatpersonen und Unternehmen:  Auf der GARTEN TULLN wurde am 27. Juni 2019 ein Nützlingshotel mit einem Nettovolumen von 31,37 Kubikmetern aus vorher von den TeilnehmerInnen gefertigten und befüllten Bauteilen aufgebaut und damit der bis dahin bestehende Guinness Weltrekord für das größte Nützlingshotel oder largest insect hotel/house aus dem Jahr 2017 (18,46 Kubikmeter in Großbritannien) überboten.

 

 

 

Fotos: Leithner, Kropf, Natur im Garten

Anna Leithner

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