Frühling

„Wildbienenhotel“ – Wildbienennisthilfen

Dos & Don‘ts

 

Jetzt ab Mitte Mai dürfen auch die frostempfindlichen Gemüsepflanzen ins Beet umziehen. Um reichlich Früchte auszubilden sind viele unserer Kulturpflanzen auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. 100 der für den Menschen wichtigsten Kulturpflanzenarten sind zu 80% von Bestäubern abhängig. Global gesehen liegt der ökonomische Wert der Bestäubung bei über 150 Milliarden Euro pro Jahr. Honigbienen gehen der Bestäubungsarbeit emsig nach. Ihre wilden Schwestern, die Wildbienen, sind im Hinblick auf die Bestäubungsleistung wahre Meisterinnen. Für die Bestäubung eines Hektars Apfelkultur braucht es bis zu 100.000 Honigbienen, aber nur 530 Weibchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta). Der Erhalt und die Förderung heimischer Wildbienenarten ist für uns Menschen also keine nette Geste im Hinblick des Naturschutzes: sie ist für unser eigenes Bestehen offenkundig essenziell.

 

 

Mit dem Weltbienentag am 20. Mai werden deshalb alle fleißigen Bienchen geehrt. Wildbienen brauchen als Nahrung für sich und ihre Nachkommen Nektar und Pollen heimischer Wildpflanzen sowie nahe gelegene, geeignete Nistplätze. In unserer Kulturlandschaft schwindet ihr Lebensraum stetig, umso wichtiger ist es, unsere Gärten und öffentlichen Grünräume wildbienenfreundlich zu gestalten und zu pflegen. Naturnahe Blühflächen und die richtige Pflanzenwahl im Garten und auf öffentlichen Grünflächen bieten zahlreichen Insektenarten ganzjährig einen bunt gedeckten Tisch. Zudem können wir unseren Wildbienen mit geeigneten Nisthilfen unter die Flügel greifen. In diesem Blogbeitrag erfahrt ihr, worauf es bei der Materialwahl und -bearbeitung beim Bau von Wildbienennisthilfen ankommt – sozusagen die „Goldenen Regeln“ für das Bee-Inn Marke Eigenbau.  Detaillierte Informationen zum Thema wildbienenförderndes Gärtnern findet ihr unter www.naturimgarten.at und www.bluehsterreich.at. Im persönlichen Gespräch mit unserem Fachteam vom „Natur im Garten“ Telefon erfahrt ihr unter 02742/74 333 ebenso alles rund um das Thema ökologisch Gärtnern.

 

Nistplätze für Wildbienen

 

Von den beinahe 700 in Österreich vorkommenden - teils stark gefährdeten - Wildbienenarten nisten mehr als 50% bevorzugt in offenem (spärlich bewachsenem oder vegetationslosem) Boden. Zum Thema bodennistende Wildbienenarten haben wir für euch bereits im vergangenen Jahr einen Beitrag geschrieben.

 

 

Heute widmen wir uns mit einem wohlwollenden, jedoch prüfenden Blick den „Insekten- oder Wildbienenhotels“. Diese enthalten Elemente oder sind gänzlich für Wildbienenarten gedacht, welche röhrenförmige Strukturen zur Anlage der Kinderstube für ihren Nachwuchs nutzen. Häufig und leicht zu beobachtende Arten sind zum Beispiel die Gehörnte und die Rostrote Mauerbiene. In weiterer Folge werden wir die „Insekten- oder Wildbienenhotels“ als Wildbienennisthilfen bezeichnen. Dort übernachten oder wohnen nämlich nicht die erwachsenen Wildbienen. Sie legen in den röhrenförmigen Strukturen einzelne Brutzellen an, in welche jeweils ein Ei gelegt und Pollen als Nahrung für die schlüpfende Bienenlarve eingelagert wird. Wenn wir solche Nisthilfen im Garten anbieten sollten wir darauf achten, das Heim für die nächste Generation an fleißigen Bienchen entsprechend zu gestalten. Die Bienenmütter sind nämlich berechtigterweise wählerisch, denn schließlich geht es ja um ihren Nachwuchs. Wer würde da nicht verstehen, dass nur das Beste gut genug ist.

 

Beispiel: Das klassische „Insektenhotel“ – aus Sicht der Wildbiene

 

 

Bitte so nicht

Nummer Eins am Beispielbild – Waagrechte Schilfhalme

 

Solche waagrecht liegenden Halme können nicht besiedelt werden, da die Tiere hier keinen Zugang zum Hohlraum der Halme finden können.  

 

Nummer Zwei am Beispielbild – Schnittkanten der Schilfhalme

 

Bei den am Bild sichtbaren Schilfhalmen sind die Schnittkanten stark ausgefranst. Wildbienen krabbeln bei der Eiablage und Befüllung der Brutzellen sowohl vorwärts als auch rückwärts in den Nistgang hinein.  Abstehende Fasern und Splitter würden dabei die zarten Flügel zerstören. Deshalb werden solche Strukturen von den Wildbienen instinktiv gemieden, die Nisthilfe bleibt dann leider in der Regel leer – es wäre schade drum!

 

 

Richtig verarbeitet, werden röhrenförmige Strukturen mit glatten Schnittkanten und intakten Halmen (ohne Bruch oder Spalt) von mindestens 10 cm Länge und Lochgrößen von 2-9 mm sehr gerne angenommen und rasch besiedelt.

 

Bambusstücke: achtet darauf, dass der Hohlraum durchgängig ist. Schneidet die Stücke also so, dass sie ohne Knoten sind oder sich der Knoten endständig befindet

 

Pappröhrchen

 

 

Schilfhalme oder Schilfrohrmatten

 

 

Schilfhalme oder –matten werden am besten mit einer scharfen Gartenschere geschnitten. Wird das Schilf vor dem Schneiden in Wasser eingeweicht, erleichtert dies einen glatten Schnitt. Vor der Weiterverwendung ist es dann aber wichtig, das Material vollständig trocknen zu lassen.  

 

 

Stängel von über 1 cm Innendurchmesser werden kaum besiedelt. Wenn doch, dann ist die Nutzung eher eine Notlösung mangels geeigneter Alternativen. Die Befüllung kostet die Tiere viel Energie, da sie wesentlich mehr Baumaterial für die Anlage der einzelnen Brutzellen sammeln müssen. Wer die schillernd schwarzblauen Holzbienen in seinem Garten beherbergt, kann Bambusröhren mit großem Durchmesser als Unterschlupf anbieten. Dort rasten dann tatsächlich die ausgewachsenen Tiere über Nacht – in diesem Fall funktionieren die Elemente also tatsächlich wie ein Hotel.

 

Nummer Drei am Beispielbild – Holzplatte mit Löchern

 

Die hier angebotene Struktur besteht aus einer dünnen Holzplatte mit Löchern, der Raum dahinter ist jedoch gänzlich hohl. Da ihr ja bereits wisst, dass Wildbienen röhrenförmige Nistgänge benötigen, könnt ihr euch vorstellen, dass dieses Element nicht besiedelt werden wird.

 

Bitte so nicht

Es muss nicht unbedingt das „fesche Insektenhotel“ sein…

 

Sehr gerne werden auch (für uns völlig) unscheinbare Elemente aus Holz oder Lehm angenommen.

 

 

Achtet bei der Wahl der Holzstücke darauf, kein Weichholz (da es stark fasert) und keine Nadelhölzer (da sie harzhaltig sind) zu verwenden.

 

 

Größere Aststücke sollten halbiert oder geviertelt werden, da sich sonst Risse um die Bohrlöcher bilden können. Die Nistgänge sind dann nicht mehr durchgängig intakt geschlossen. Solche Niströhren werden in der Regel nicht besiedelt, da die Brut nicht mehr vor Fraßfeinden und Witterung geschützt wäre.

 

 

Holzelemente aus unbehandeltem, gut getrocknetem Hartholz einer Laubholzart wie z.B. Esche, Eiche, Rotbuche, Ahorn, Apfel, Birne oder Zwetschge mit sauber quer zur Holzfaser gebohrten und glatt geschmirgelten Bohrlöchern in Lochgrößen von 2 bis 9 mm ist bestens zur Herstellung von Wildbienennisthilfen geeignet.

 

 

Wenn den Wildbienen eure Nisthilfe gefällt, wird emsig für Nachwuchs gesorgt…

 

 

…und eure Wildbienennisthilfe beherbergt zahlreiche fleißigen Bienchen, die dort gut aufgehoben zu wertvollen Gartenhelferinnen der kommenden Saison heranwachsen.

 

 

 

Fotos: David Hablützel auf Pixabay, Susanne Kropf (Natur im Garten), sternbea auf Pixabay, AxxLC auf Pixabay, Katharina Weber (Natur im Garten), Leopold Mayrhofer (Natur im Garten)

Katharina Weber

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