Gehölze

Weiden zum Flechten

Tipps und Tricks für Anbau und Verarbeitung

 

 

 

Die Weide (Salix) ist nicht nur vielgestaltig, sondern auch äußerst nützlich – als pollenreiche Insektennahrung im zeitigen Frühjahr, für lebende Bauwerke, zur Ufer- und Hangsicherung und nicht zuletzt fürs Korbflechten. Da es bereits ausführliche Tipps zur Gestaltung mit dem lebenden Baumaterial Weidenruten als Infoblatt zum download gibt unter Weidenbauten, werde ich hier die erwähnten Weidenarten näher vorstellen und Tipps zu Anbau und Verarbeitung liefern.

 

Die Flechtweiden-Arten aus dem Infoblatt im Porträt

 

Flechtweiden sind unter anderem daran zu erkennen, dass sich ihre jungen unverzweigten Ruten gut um den Finger wickeln lassen. Sie haben durchwegs schmales Laub, das im folgenden Porträt jeweils mit Vorder- und Rückseite abgebildet wird.

 

 

Mandelweide (S. triandra) Strauch
(1 – 5 m)
Blätter glänzend, auch unterseits glatt und fein gezähnt. Zweige mandelfarben-ockergelb, Vorblattknospen direkt an Verzweigungen, „Hautfetzen“ an älterem Holz jüngere Ruten biegsam, für grobes Flechtwerk lebender Bauwerke

 

 

Korbweide (S. viminalis) Großstrauch od. Kleinbaum (2 - 10 m) Blätter besonders lang und schmal-linear, am Rand wellig nach unten gerollt, die seidige Behaarung der Blattunterseite ist zum Rand hin ausgerichtet. Zweige sehr elastisch, für kleinere Bauten und feiner Flechtarbeiten

 

 

Purpurweide (S. purpurea) Großstrauch (2 - 10 m) Blätter glatt, kahl, dunkelgrün und im äußeren Drittel am breitesten, (annähernd) gegenständige Knospen und Blätter kommen öfters vor. sehr elastische Ruten, für kleine und auch größere Arbeiten.

 

 

Silberweide (S. alba) Baum
(bis 30 m)
Blätter graugrün / silbrig behaarte Knospen, Zweige und Blattunterseiten Zweige gut biegsam, für größere Lebend-Bauten

 

 

Mit bis zu 5 m Wuchshöhe ist die strauchförmige Mandelweide unsere zierlichste Flechtweide. Im Winter kann der Weidenexperte sie an den entenschnabelförmigen Knospen und der namensgebenden mandelfarbenen bis ockergelben Zweigfarbe erkennen. Ihre Ästchen sind im Winter brüchiger, im Sommer biegsam, die Blätter eher schmal, ober - und unterseits glatt und fein gezähnt. Die Zähne am Blattrand sind bei der Mandelweide besonders gut spürbar. Eine weitere Besonderheit sind sogenannte Vorblattknospen direkt an Verzweigungen und dass sich ihr Stamm leicht schält, erkennbar an „Hautfetzen“ an älterem Holz.

 

 

Die Purpurweide wächst zu einem 1 bis 8 m hohen Strauch heran, hat rötlich gefärbte Knospen und kann als einzige Art annähernd gegenständige Knospen und Blätter besitzen. - Diese sind also nicht durchwegs abwechselnd je Seite angeordnet wie bei allen anderen Weiden, sondern es kommt immer wieder vor, dass sie einander gegenüberstehen - im obigen Foto, wo zwei unterschiedliche Purpurweidensorten mit unterschiedlicher Blattlänge unmittelbar nebeneinander zu sehen sind, rot markiert. Die Blätter sind jeweils glatt, kahl, dunkel und im äußeren Drittel am breitesten.

 

 

Die Korbweide erreicht ähnliche Höhen und entwickelt sehr lange Triebe. Da auch ihre Blätter besonders lang sind, über weite Strecken gleichbleibend schmal bis linear und am Rand wellig nach unten eingerollt, macht sie schon von weitem einen etwas „flatterhaften“ Eindruck.

 

 

Während die Silberweide zu hohen Bäumen heranwächst mit spitzwinkelig ansetzenden Zweigen und silbrig behaarten Knospen, Zweigen und Blattunterseiten, ist bei der meist mehrstämmigen, bis 15 m hohen Bruchweide das ausgewachsene Blatt ganz kahl und deutlich bauchiger. Ihre Zweige brechen an den beinahe rechtwinkeligen Verzweigungen leicht und mit einem typischen knackenden Geräusch. Beide Arten haben eine längsrissige dicke Borke und bastardisieren häufig. Die Mischformen sind schwer bestimmbar.

Trotz ihres Namens sind unverzweigte Jungruten der Bruchweide durchaus biegsam und fürs Korbflechten geeignet – etwa die Zuchtsorte `Belgisch Rot´. Das Laub der Bruchweide ähnelt dem der Mandelweide, ist aber meist größer und an der Spitze mehr in die Länge gezogen.

 

 

Für die Kultur von Flechtweiden empfehlen Profis einen feldmäßigen Anbau von Steckhölzern nach dem Laubfall. Benötigt wird eine sonnige Ackerfläche. Die Erde wird gelockert, die Fläche unkrautfrei vorbereitet. 25 cm lange, fingerdicke Steckhölzer werden über Nacht in Wasser eingeweicht und dann 20cm tief in die Erde gesteckt, wobei die Wuchsrichtung zu beachten ist. - Die Oberseite der Abschnitte nach oben weisen sollte. Die obersten 5 cm ragen über die Erdoberfläche. Der Abstand zwischen den Stecklingen sollte ca. 15 cm, der Abstand zwischen den Reihen etwa 40 bis 60cm betragen. Nach reichlichem Angießen wird in der Rutenplantage während der ersten zwei Jahre der Boden durch Jäten unkrautfrei und immer feucht gehalten, etwa auch mit Hilfe einer Mulchschicht.

 

 

Eine Spezialform der Weiden in der Kulturlandschaft sind die sogenannten Kopfweiden, die durch regelmäßigen Schnitt zur Gewinnung langer Flechtruten entstehen. Verwendet werden dafür hauptsächlich die starkwüchsige Silberweide, die Dotterweide (S.alba vitellina) – eine Abart der Silberweide mit auffällig gelber Rindenfärbung - und die Korbweide.

Der „Kopf“ in etwa 2 m Höhe wird mit der Zeit immer knorriger, weil die Jungruten alljährlich knapp darüber zurückgeschnitten werden. Für eine solche Kultur ist ein Abstand von zumindest 5 m zwischen den Pflanzen zu empfehlen, damit diese auch gestalterisch zur Geltung kommen.

 

Arten und Sorten für buntes Flechtwerk

 

Für das Flechten von Körben, werden die Ruten im unbelaubten Zustand geschnitten, gebündelt und getrocknet. Vor dem Flechten müssen sie eingeweicht werden, damit sie wieder biegsam werden. Dafür eignen sich entweder Gewässerränder, Bottiche, lange Tröge oder ersatzweise ein dickes Kanalrohr, das unten zugestöpselt, aufgestellt und mit Ruten und Wasser befüllt wird. Im kalten Wasser benötigen die Ruten einige Tage zum Einweichen, ist es heiß, geht es schneller. Ein Tauchsieder in einer Wanne kann dafür hilfreich sein.

Können die durch Einweichen wieder biegsamen Ruten nicht alsbald verarbeitet werden, bleiben sie in Plastikfolien oder feuchte Tücher gewickelt an einem möglichst kühlen, dunken Ort einige Tage verarbeitbar. Trocknen sie aus, werden sie wieder spröde. Lagert man sie dagegen zu lange feucht eingewickelt, können sie anfangen zu schimmeln, zu gären oder gar anzurotten.

 

 

Es ist auch möglich, mit frisch geschnittenen Weiden zu flechten. Diese schrupfen beim Trocknen allerdings etwas stärker als bereits getrocknete und eingeweichte, was das Flechtwerk lockern und sich so auf dessen Qualität auswirken kann - für die Herstellung hochqualitativer  Körbe weniger interessant. Für Flechtzäune und Rankgerüste im Garten sind sie aber auf jeden Fall geeignet.

Die Farbe der Weidenruten verändert sich beim Trocknen meist, ergraut aber im Laufe der Zeit im Freien:

 

Oberflächenfarbe im getrockneten Zustand Weidenart / Sorte / Qualität Weidenart lateinisch
     
Grün
Purpurweide, Wildform/Sorten S. purpurea
Blaugrau BLau S. purpurea x daphnoides
Schwarz Reifweide S. daphnoides
Gelb-Orange Dotterweide S. alba vitellina
Rotbraun Bruchtweide "Belgisch Rot" S. fragilis
Weiß Geschälte Weide  

 

 

Damit eröffnen sich unzählige Möglichkeiten, um eine natürliche Deko für den Garten zu zaubern. Auf ans Flechten!

 

 

 

Fotos: Leithner, Haidler

Anna Leithner

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