Gehölze

Pflanz mich

(M)ein Traum vom kleinen Apfelbaum

 

 

 

Zu meinem Studienabschluss habe ich von meinem Vater etwas ganz Besonderes geschenkt bekommen: meinen ersten Baum - ein kleines Apfelbäumchen. In meiner Abschlussarbeit befasste ich mich eingehend mit Siebenschläfern, und deshalb - wie konnte es anders sein – war auch die Apfelsorte ein `Siebenschläfer´ (eine alte, robuste Sorte, die spät austreibt und deshalb auch für frostgefährdete Lagen gut geeignet ist). Wer alles über Obst wissen möchte, dem kann ich zur Lektüre das Buch zum Thema von Siegfried Tatschl, von welchem dieses besondere Apferl stammt, empfehlen. Kürzlich durfte ich meinem Kollegen Robert bei der fachgerechten Pflanzung eines jungen Birnenbaums über die Schulter schauen und hab dabei noch einige tolle Tipps und Tricks zum Thema „Baum pflanzen“ gelernt. Wie so ein Bäumchen in die Erde kommt, das hab ich hier noch einmal für euch zusammengefasst.

 

Vor dem Kauf ist nach dem Kauf: Passen mein Wunschbaum und ich gut zusammen?

 

Die wichtigste Voraussetzung für ein langes, gesundes Baumleben ist neben der fachgerechten Pflanzung vor allem die Wahl der richtigen Baumart für den ausgewählten Standort. Berücksichtigt bereits bei der Auswahl endgültige Wuchshöhe, Wuchsform und Kronenbreite, Abstand zu Grundstücksgrenze/Straße, Schattenwurf, Laubfall – eine Pro und Contra Liste kann hier hilfreich sein. Jede Baumart wächst ihrer Natur entsprechend - groß oder klein, ausladend oder schlank - und benötigt auch ganz bestimmte Bedingungen, diese Faktoren können wir nicht maßgeblich beeinflussen. Wenn wir diese vor der Pflanzung eingehend beachten, kann der Baum gesund gedeihen und viele Jahrzehnte Freude schenken. Eine Rotbuche ist zum Beispiel ein wunderschöner Baum, wäre für eine durchschnittliche Grundstücksgröße aber viel zu groß!

 

Super fresh – Früchte vom eigenen Obstbaum

 

Heimische Obstbaumsorten sind in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung. Ganz klarer Vorteil für uns: es gibt reichlich gesunde Früchte zu ernten. In Österreich gibt es geschätzte 3000 Obstsorten, wovon aber viele schon echt selten sind. Wer sich also für eine regionaltypische Sorte entscheidet, trägt bewusst zum Erhalt unserer heimischen Obstvielfalt bei. Es muss nicht immer die 0-8-15 Standard Apfelsorte sein, nur Mut, sucht euch „euren“ besonderen Obstbaum aus, es lohnt sich mit Sicherheit! Obstbäume sind außerdem als Nistmöglichkeit und Nahrungsquelle für zahlreiche Tierarten besonders wertvoll. Das Wiener Nachtpfauenauge zum Beispiel, eine schon selten gewordene, nachtaktive Schmetterlingsart mit einer imposanten Flügelspannweite von bis zu 16 Zentimetern!, legt seine Eier gerne an Kirschbäumen ab. Wer außerdem auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide verzichtet, kann weit mehr sein als „nur“ Gartenbesitzer - Gärten können wertvolle Lebensräume sein, wenn wir das wollen.

 

 

Unser Fachteam vom „Natur im Garten“ Telefon unterstützt euch unter 02742/74 333 gerne bei der Wahl der richtigen Baumart oder anderen Fragen rund um das Thema ökologisch Gärtnern. Wer auf der Suche nach dem perfekten Baum-Match ist, dem sei außerdem unser BAUMnavigator unter www.willbaumhaben.at wärmstens empfohlen.

 

Vor dem Wie kommt das Wann

 

Gehölze werden am besten im Herbst gepflanzt, im Oktober und November, an frostfreien Tagen, solange der Boden noch nicht gefroren ist. Die jungen Bäume wurzeln jetzt noch in Ruhe im feuchten Boden ein. Im Frühjahr wird dann die ganze Kraft in Austrieb, Blüten- und Blattbildung gesteckt, weil sich der Baum über das bereits ausgebildete Wurzelwerk gut mit Wasser und Nährstoffen versorgen kann. Ein weiterer Vorteil der Herbstpflanzung ist der im Vergleich zum Frühling wesentlich geringere Gießaufwand. Die Wasserverdunstung über die Blätter fällt weg, weil sie bei den meisten Laubgehölzen im Herbst abgeworfen werden und auch der Boden ist zu dieser Jahreszeit in der Regel gut feucht. Wenn ihr den Baum also bereits bei der Pflanzung reichlich eingießt und die Baumscheibe mulcht (darüber reden wir im nächsten Blogbeitrag), sollten Schäden durch trockenheitsbedingten Wassermangel kein Thema sein.

 

Und wo bestellen oder kaufen?

 

Am besten in einer nahe gelegenen Baumschule. Warum nahe gelegen? Weil euer Bäumchen so schon im Großen und Ganzen unter Bedingungen aufgewachsen ist, die auch in eurem Garten herrschen und das bietet einen nicht zu unterschätzenden Anwuchs-Vorteil. Empfehlung des Hauses: den nächstgelegenen „Natur im Garten“ Partnerbetrieb könnt ihr hier finden.

passende Gartenbetriebe

Insbesondere wurzelnackte Ware sollte dann rasch in die Erde kommen. Wässert euer Bäumchen (egal ob wurzelnackt oder Containerware) noch über Nacht vor der Pflanzung ein.

 

Spaten schultern – es darf gepflanzt werden!

 

Alles beginnt mit dem Ausheben des Pflanzlochs: eine gute Größe wäre doppelt so breit und tief, wie der Wurzelballen groß ist.

 

 

Lockert den Boden des Pflanzlochs spatentief mit einer Grabgabel, so können die Wurzeln das Erdreich rasch erschließen.

 

 

Mischt die Aushuberde gleich mit einem Drittel gut reifem Kompost ab. Wenn ihr einen dichten, schweren Boden habt, solltet ihr außerdem Quarzsand, Kies oder Ziegelsplitt beimischen.

 

 

In von Wühlmäusen besuchten Gärten ist es ratsam, das Pflanzloch mit einem Wühlmausgitter (Maschenweite bis 13 mm) auszukleiden. Dieses schützt die Wurzeln in den ersten Jahren vor allzu eifrigen Nagezähnen, es sollte bis zur Stammbasis an der Oberfläche reichen, damit die Wühlmäuse nicht von oben einwandern können.

 

 

Damit der Baum gerade und kräftig einwurzeln kann, also die Feinwurzeln nicht durch Windbewegung immer wieder abreißen, wird der Jungbaum für die ersten drei Jahre über Baum- bzw. Pflanzpfähle stabilisiert. Einer der Baumpfähle sollte sich deshalb an der der Hauptwindrichtung (Nordwesten) zugewandten Seite befinden. Die Länge der Stützelemente sollte so gewählt werden, dass sie, nachdem sie stabil in den Boden der Pflanzgrube eingeschlagen wurden, bis knapp unter den Kronenansatz reichen.

 

Jetzt kommt der Baum ins Spiel…

 

Für die Herbstpflanzung ist es bei Containerware sinnvoll, die Erde des Wurzelballens ordentlich auszuschütteln (quasi wurzelnackt machen, die Erde könnt ihr zur Aushuberde dazu geben). Oft wachsen die Wurzeln im Topf schon etwas im Kreis, in der Pflanzgrube sollen sie aber rasch in alle Richtungen den Weg ins Substrat finden. Deshalb lockert man den Drehwuchs händisch auf und streckt die Wurzeln dabei ein wenig.

 

 

Schneidet die Wurzeln außerdem sowohl bei Containerware als auch bei wurzelnackten Bäumen mit einer sauberen, scharfen Gartenschere etwa einen Zentimeter an, um die Wurzelbildung anzuregen. Verletzte oder abgestorbene Wurzeln solltet ihr dabei ganz entfernen.

 

 

Als nächstes kommen eine ordentliche Portion Wasser (zwei 10 Liter Kübel) und ein paar Schaufeln des Aushuberde-Kompost Gemischs in das Pflanzloch. Dann wird das Bäumchen gerade zwischen die Baumpfähle gestellt und weiter mit dem abgemischten Substrat bis etwa 20 cm unter den Rand der Pflanzgrube aufgefüllt.

 

 

Rüttelt den Baum während der Pflanzung immer wieder ein bisschen, damit sich die Erde gut zwischen den feinen Wurzeln verteilen kann. Wichtig ist, dass der Baum so tief gepflanzt wird, wie er vorher in der Baumschule stand (das ist meist an einem Farbunterschied der Rinde an der Stammbasis zu erkennen). Zieht den Baum deshalb während dem Rütteln sachte nach oben. Dadurch werden auch die Wurzeln noch einmal leicht gestreckt. Bei Obstbäumen soll sich die sogenannte Veredelungsstelle (die wulstige Stelle an der Stammbasis) etwa eine Hand breit über Bodenniveau befinden.

 

 

Drückt die Erde an, schlagt das Wühlmausgitter gut schließend zur Stammbasis hin ein, füllt das Pflanzloch fertig auf und formt einen Gießrand. Dieser sorgt dafür, dass Gießwasser gezielt in den Wurzelbereich einsickern kann.

 

 

Wenn notwendig, werden die Baumpfähle auf die richtige Länge eingekürzt (sie sollten bis 10 cm unter den Kronenansatz reichen).

 

 

Jetzt könnt ihr den Baum mit breitem Juteband über die Pflöcke stabilisieren. Robert hat dazu zwei breite Jutebänder an den einen Pflanzpfahl angetackert und die Bänder vor und nach dem mittig liegenden Stamm miteinander so verdreht, dass der Baum noch leicht beweglich dazwischen Platz findet. Dann hat er die Bänder um den zweiten Pfahl gelegt, auch dort angetackert, und sie wieder auf dieselbe Weise miteinander verdreht retour zum ersten Pflanzpfahl geführt.

 

 

Diese Fixierung solltet ihr einmal jährlich kontrollieren und gegebenenfalls adaptieren, damit sie den Baum nicht einschnürt. Nach drei Jahren ist der Baum gut angewachsen, dann könnt ihr die Pflöcke und das Bindematerial entfernen.

 

Obstbäume - Schere zücken für den Pflanzschnitt

 

Durch den Pflanzschnitt wird das Verhältnis von Wurzel- zu Blattmasse ausgeglichen und die Grundlage für die Entwicklung eines günstigen Kronenbilds geschaffen. Für die Grundstruktur der Krone brauchen wir zum einen den kräftigen Mitteltrieb, das ist sozusagen die Verlängerung des Stammes, heißt deshalb auch Stammverlängerung und ist in der Regel eindeutig zu erkennen. Kniffliger wird es mit den anderen Zweigen: da müssen wir uns für vier kräftige Exemplare entscheiden. Im Optimalfall findet sich einer je Himmelsrichtung, also gut gleichmäßig im Raum verteilt. Außerdem sollten diese Seitentriebe im besten Fall vom Stamm in einem Neigungswinkel von 45-90° abstehen. Man kann bei zu steil stehenden Zweigen auch ein bisschen tricksen, indem man die auserwählten Zweige behutsam nach unten abspannt oder mit einem Damenstrumpf, in den ein Stein gegeben wird, beschwert. Überzählige Triebe, ab etwa 20 cm, werden mit einer sauberen Gartenschere auf Astring entfernt.

 

 

Die vier ausgewählten Seitentriebe werden bei Kernobst um 1/3, bei Steinobst um die Hälfte, und bei Pfirsich & Nektarine um 2/3 ihrer Länge auf gleicher Höhe (Saftwaage genannt), eingekürzt. Auch die Stammverlängerung wird, ab der letzten Verzweigung gerechnet, um 1/3 eingekürzt. Die Kronenform sollte jetzt etwa einer gedachten Pyramide entsprechen. In stark frostgefährdeten Regionen solltet ihr den Pflanzschnitt auf das Frühjahr verschieben.

 

 

Die Sache mit dem Pflanzschnitt war jetzt zum Abschluss noch ein bisschen harte Theorie – alle die den Obstbaumschnitt gerne von Profis praxisnah erlernen möchte, sind bei unseren „Natur im Garten“ Seminaren goldrichtig

klick mich und du kommst zu den Seminaren

 

Fertig gepflanzt – ein bisschen etwas bleibt aber noch zu tun…

 

Im nächsten Blogbeitrag möchte ich euch noch Robert’s bestens bewährte Sandwichmethode zum Mulchen der Baumscheibe (das ist der kreisförmige Bereich des Bodens rund um den Stamm im Durchmesser der Baumkrone) vorstellen. Außerdem bekommt unser Jungspund Bäumchen noch einen Stammschutz. Diese beiden Maßnahmen solltet ihr nach der Baumpflanzung unbedingt durchführen, um für optimale Startbedingungen und damit für eine langfristig gesunde, kräftige Entwicklung eures Baumes zu sorgen.

 

 

 

Fotos: Katharina Weber, cusd-susanne (Pixabay), Onkel Ramirez (Pixabay)

Katharina Weber

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