Essbares aus dem Garten

Leimring & Co - mit einfachen Mitteln

den Obstgarten biologisch schützen

 

Von weitem schon leuchten uns wohlgerundete goldgelbe Birnen, rotwangige Äpfel und tiefblaue Zwetschken entgegen und fallen uns förmlich in die Hand für paradiesischen Genuss. Doch wenn sich beim Drehen und Wenden ein kleines Loch, ein paar dunkle Krümel oder weiche Stellen unter der Fruchthaut zeigen, lässt uns das innehalten beim Ansetzen zum herzhaften Biss. Es könnte doch sein, dass da der Wurm drinnen ist...

 

Nichtstun ist gut, Vorbeugen ist besser

 

Im Naturgarten regelt sich vieles ohne unser Zutun. In lebendigem Boden am passenden Standort gepflanzt und aus dem Vollen schöpfend sind Pflanzen gut gewappnet gegen Befall aller Art. Darüber hinaus werden Schadinsekten und deren Raupen und Puppen ganz natürlich dezimiert durch Vogel, Fledermaus, Igel und Co., wenn diese durch die bunte Vielfalt im Garten angelockt in zahlreichen Nischen ein Zuhause finden. Es ist also durchaus legitim, nichts zu tun gegen Schädlinge und sich als Naturgärtner in Gelassenheit und Geduld zu üben, während sich die Nützlinge emsig für uns ans Werk machen.

Was madiges Obst betrifft, haben es mir bereits meine Eltern im Privatgarten von klein auf vorgelebt: ein paar wurmige Früchte sind verschmerzbar. Sind sie erst einmal heruntergefallen und beseitigt, kann das verbleibende Obst – meist der Großteil – unbeschadet geerntet werden. Da die Bäume im elterlichen Garten immens groß waren, hätte es auch wenig Sinn gehabt, irgendeinem Befall mit Mittelchen zu begegnen.

 

 

Eine ganz einfache Maßnahme hingegen, den Schädlings- und Krankheitsbefall im nächsten Jahr zu reduzieren, ist bei jeder Baumgröße und Obstart möglich: Fallobst sollte möglichst schnell vom Boden aufgelesen und fernab des Baumes kompostiert werden. Am besten schüttelt man den Baum und liest das Fallobst sogleich auf. Andernfalls wandern die Larven aus dem Fallobst zum Ort ihrer Verpuppung: Kirschfruchtfliegenlarven, Sägewespenlarven und Frostspannerraupen beispielsweise flach in den Boden, Apfel- oder Pflaumenwicklerraupen zum Stamm und dort in Rindenritzen….

 

 

Hühner im Obstgarten machen sich verlässlich über Schädlingslarven und Puppen im Boden her. Ein Kalkanstrich am Stamm schützt nicht nur vor Frostrissen, weil er verhindert dass sich der dunkle Stamm einseitig in der Wintersonne aufheizt, während die andere Seite eiskalt bleibt. Durch den glatten Anstrich nach dem Laubfall werden auch einige Überwinterungsmöglichkeiten für Schadinsekten versiegelt. Bei älteren Bäumen kann der Stamm vorher mit einer Reis- oder Drahtbürste abgebürstet werden, um ihn von Flechten, Moosen und loser Rinde zu reinigen.

 

 

Eine elegante Möglichkeit, Überwinterungsstadien diverser Schädlinge wie Blattläuse, Spinnmilben, Schild- und Wollläuse und Birnblattsauger an überschaubaren Obstgehölzen zu eliminieren, ist auch eine Austriebspritzung mit im Handel erhältlichen Ölemulsionen im Frühjahr, sodass Schädlingseier, Larven und Puppen erstickt werden, solange noch keine Nützlinge im Baum unterwegs sind. Der Zeitpunkt ist ideal, wenn sich die Blätter im sogenannten Mausohrstadium befinden und nur eine winzige grüne Spitze davon hervorlugt. Später wäre die Gefahr zu groß, dass der Ölfilm auf den Blättern eine Lupenwirkung entfaltet und zu Verbrennungen führt.

Besonders wirkungsvoll sind Mittel auf Basis von Rapsöl. Unter www.psmregister.baes.gv.at kann man alle für die Austriebspritzung derzeit in Österreich zugelassenen Mittel finden für Haus- und Kleingarten- oder auch Profianwendung, wenn man als Wirkstoff >Rapsöl< oder >Paraffinöl< eingibt und als Einsatzgebiet >Obstbau<. Sinnvoll ist die Anwendung jedoch nur, wenn im vorangegangen Jahr hoher Schädlingsdruck herrschte. Denn auch wenn diese Mittel biokonform sind, sollte doch die Schonung und Förderung von nützlichen Gegenspielern im Vordergrund stehen. Ökologisch vertretbare Produkte für den Pflanzenschutz mit dem Gütesiegel von Natur im Garten finden Sie unter

 

 

Auch Fruchtmumien sollten möglichst schnell aus dem Baum entfernt werden und keinesfalls über den Winter am Baum verbleiben. Innerhalb weniger Wochen wandert sonst die Monilia oder Blütenendfäule – erkennbar an konzentrischen Schimmelmustern auf fauligen Früchten - ins Holz hinein. Wer auf „Nummer Sicher“ gehen will, schneidet sogar den Triebabschnitt hinter der Frucht bis zur nächsten Verzweigung zurück.

Das schadhafte Obst kann ohne weiteres kompostiert werden, möglichst abseits des Baumes. Zum Teil befallene Früchte kann man natürlich auch ausschneiden und direkt essen oder verarbeiten.

Zum Schutz vor Wühlmäusen kann man bereits bei der Pflanzung ein Hasengitter großzügig in der Pflanzgrube ausbringen und um den Wurzelballen herum bis zum Stamm hochziehen, wo die spitzen Enden so umgebogen werden, dass der Stamm keinen Schaden nimmt.

 

Spanner rechtzeitig aufhalten

 

Wenn die Nächte ab Anfang Oktober kühl und frostig werden, schlüpft der Frostspanner (Operophtera brumata), ein braungrauer mottenähnlicher Kleinschmetterling, aus seiner Puppe im Boden. Da das Weibchen im Gegensatz zum Männchen keine Flügel besitzt, muss es für die Eiablage über den Stamm in die Baumkrone krabbeln. Bis Dezember können die erwachsenen Tiere aktiv sein. Dem begegnen gewiefte Bio-Obstfans mit Leimringen. Man kann sie fertig im Handel erwerben oder Butterbrotpapier mit Leim bestreichen und möglichst ohne Zwischenraum zur Rinde mittels Schnüren oder Drähten weit unten rund um den Stamm befestigen und spätestens im März wieder abnehmen. Den Leim direkt auf die Rinde zu streichen, ist nicht zu empfehlen, weil die klebrige Sache dann nicht mehr loszuwerden ist und die Rinde unschön aufweicht. Schaffen es die Frostspannerweibchen, in der Krone ihre Eier in Rindenvertiefungen abzulegen, schlüpfen beim Austrieb die kleinen Raupen Nimmersatt mit ihrem lustigen Spannergang und können einen Baum in einem „Spannerjahr“ beinahe kahlfressen – erst machen sie sich über Knospen, Laub und Blüten her und schließlich auch über junge Früchte, um sich nach getaner Arbeit an einem seidenen Faden zu Boden zu lassen, wo sie sich verpuppen.

 

 

Manch Gartenliebhaber bringt Leimringe auch zu anderen Jahreszeiten an gegen Ameisen, um deren Treiben rund um die Blattlauszucht Einhalt zu gebieten. Wachsen die Halteschnüre oder –drähte ein, schadet man dem Baum allerdings mehr, als man ihm nützt… Und leider bleiben auch nützliche Insekten darauf kleben.

Wie man Wickler, Sägewespen und Fruchtfliegen daran  hindern kann, Obst mit ihren Maden zu bestücken, und wie Sie manchem Blattsauger Einhalt gebieten können, darüber werden wir zu einem anderen Zeitpunkt berichten. Jetzt heißt es erst einmal Fallobst und Fruchtmumien hinweg und eine gute Ernte!

 

 

 

Fotos: Brocks, Benes-Oeller, Leithner, Haiden

Anna Leithner

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