Boden

Kompost - Geht's dem Boden gut

geht's den Pflanzen gut!

 

Warum ist Kompost eigentlich die beste Nahrung für unsere Pflanzen und wie können wir dieses Superfood selbst herstellen?

Den Boden meines Gartens nehme ich oft als selbstverständlich wahr. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, ist das eigentlich ziemlich unachtsam von mir. Wirklich bewusst wird mir mein Gartenboden meistens nur dann, wenn ich bei der Gartenarbeit voller Glück darin herumwühle, da steh ich wirklich drauf, genaugenommen in zweierlei Hinsicht. Unsere Böden sind aber weit mehr als die Grundfläche unserer Gärten. Im komplexen Ökosystem Boden wuselt es in den oberen 20 bis 30 cm millionenfach von Lebewesen. Die Bodenorganismen wandeln dort aufliegendes, organisches Material über verschiedene Zersetzungs- und Abbauvorgänge in Humus um und stellen unseren Pflanzen so Nährstoffe in optimaler Form bereit. Ohne diese großartige Leistung würden wir auf Bergen von abgestorbenem, organischem Material herumspazieren, kein erbaulicher Gedanke - da muss man schon einmal ehrlich sagen: tolle Sache, dieses Bodenleben. Auch wenn wir einen Großteil dieser Lebewesen nicht mit freiem Auge sehen können, liegt es bei näherer Betrachtung auf der Hand, dass wir für sie im Garten für hervorragende Wohlfühlbedingungen sorgen sollten. Und da kommt jetzt die Kompostierung ins Spiel…   

Kompost – Power to the Bodenorganismen!

 

Die organische Düngung mit Kompost bedeutet nicht nur die Bereitstellung von einem ausgewogenen Nährstoffmenü, das für ein gesundes Pflanzenwachstum von größter Bedeutung ist. Wenn wir den Kompost oberflächlich in den Boden einarbeiten, dynamisieren wir komplexe Abläufe, die den Boden umfassend verbessern. Kompostbeigaben erhöhen den Humusanteil, der ja Lebensraum für unsere fleißigen Bodenorganismentruppe ist. Kompost reichert den Boden außerdem mit zahlreichen Mikroorganismen an und ist zudem Nahrung für unser hoch geschätztes Bodenleben.  Bestens versorgt und somit top motiviert, sorgen die Bodenorganismen für ein krümeliges, lockeres Bodengefüge, welches dadurch gut durchlüftet ist und optimal Nährstoffe und Wasser speichern kann. Ein reiches Bodenleben hält außerdem auch noch bodenbürtige Krankheitserreger in Schach.

„Slow Food“ versus „Fast Food“ für die Pflanzen

 

Der entscheidende Vorteil von Kompost gegenüber chemisch-synthetischen Düngern ist, dass die Versorgung der Pflanzen langsam und stetig, also bedarfsorientiert erfolgt. Im Kompost oder Humus liegen die Nährstoffe gebunden vor. Sie werden von den Pflanzen erst wenn sie benötigt werden durch Abbau- und Austauschvorgänge, an welchen Bakterien, Pilze und komplexe Bodenstrukturen beteiligt sind, erschlossen – die „Slow Food“ Variante. Stoffe die noch nicht gebraucht werden, bleiben erhalten und stehen auch noch später zur Verfügung. Die gelösten Nährstoffe von chemisch-synthetischen Düngern werden den Pflanzen hingegen ständig zur sofortigen Verfügung gestellt, auch wenn diese sie gerade nicht brauchen – die „Fast Food“ Variante. Die Pflanzen gewöhnen sich an die leichte Nährstoffaufnahme und wachsen zwar schnell, aber nicht kräftig und werden daher wesentlich anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Das Bodenleben, das in komplexer und diffiziler Beziehung mit den Pflanzenwurzeln steht, leidet Hunger, wodurch die Aktivität und wertvolle Arbeit der Bodenorganismen gestört wird. Wenn die künstliche Nährlösung mit dem Regen ausgespült wird, fehlt den Pflanzen die Nahrung wiederum, bei Überdüngung wird auch das Grundwasser belastet. Ganz klar also, dass der Verzicht auf chemisch-synthetische Düngemittel neben dem Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide sowie Torf eines der drei „Natur im Garten“ Kernkriterien ist, denn wir setzen auf gesundes Bodenleben und eine ausgewogene organische Ernährung unserer Pflanzen – die besten Voraussetzungen für kräftiges und gesundes Gedeihen.

Genauere Infos rund um die „Natur im Garten“ Kernkriterien sowie allen wertvollen Elementen, die einen Naturgarten ausmachen und wie ihr euren großartigen Beitrag zum Naturschutz als Botschafterinnen und Botschafter für ökologisches, naturnahes Gärtnern mit der „Natur im Garten“ Plakette sichtbar machen könnt, findet ihr hier:

Gartenplakette

Kompost – Pflanzen Superfood selbst gemacht

 

Als Herz eines jeden Gartens bietet ein Komposthaufen Naturdünger pur. Hier schließt sich der natürliche Nährstoffkreislauf – was dem Garten übers Jahr entnommen wurde, wird in Form von nährender, lockernder Komposterde wieder zurückgegeben.

Der Kompostplatz

 

Ein Naturgarten hat nichts mit Unordnung, chaotischen oder gar gartenanarchistischen Zuständen zu tun. Ganz im Gegenteil, die Elemente werden stets wohl überlegt platziert. Das gilt ebenso für die Wahl des Kompoststandortes, denn dieser wirkt sich maßgeblich auf die Umwandlungsprozesse im Komposthaufen aus. Der Standort soll halbschattig und vor allen Extremen der Witterung (Hitze, starker Regen, Wind) geschützt sein. Klassiker als beschattende Kompostnachbarn sind Holunder oder Haselnuss, welche zudem wertvolle Nährgehölze für Insekten und Vögel darstellen. Im Optimalfall hat man zwei Komposthaufen als Duo nebeneinander: einen, den man laufend befüllt und einen, in dem die Kompostierung ungestört von statten geht. Ein gut erreichbarer Platz im Garten in Nähe zu Haus und Gemüsegarten ist ideal, weil kurze Wege besonders alltagstauglich sind.

Kompost-Systeme

 

Für einen Komposthaufen müssen ausreichend Abfälle aus Küche und Garten anfallen, damit er funktionieren kann. Er sollte mindestens 1 m3 groß sein. Ein „offener“ Komposthaufen ist die einfachste und kostengünstigste Methode der Kompostierung. Entweder wird er frei als Miete aufgesetzt oder viereckig zum Beispiel mit Holzlatten eingefasst, im Idealfall sind die Latten abnehmbar, das erleichtert das Aufsetzen sowie Umsetzen des Komposthaufens und die Entnahme. In sehr kleinen Gärten, wo hauptsächlich Küchenabfälle anfallen, können geschlossene Behälter wie Schnellkomposter für eine rasche Umsetzung mit wenig Platzbedarf interessant sein. Thermokomposter sind zusätzlich mit einer wärmedämmenden Schicht ausgekleidet und gewährleisten auch bei kleinen Abfallmengen und niedriger Außentemperatur ausreichend Kompostwärme im Inneren, bergen aber auch die Gefahr von Fäulnisentwicklung. Beim Kauf eines geschlossenen Behälters sollte deshalb auf eine gute Entnahme- und Belüftungsmöglichkeit geachtet werden. Für die Kompostierung auf Balkon, Terrasse oder im Innenraum sind, zum Beispiel als schmucke und praktische Hocker ausgeführt, Wurmkisten (geschlossenes System) aktuell voll im Trend.

Kompost richtig aufsetzen

 

Ein direkter Anschluss zur Erdoberfläche des Mutterbodens ist ganz wichtig, damit Würmer und Kleinstorganismen in den Kompost einwandern können – das sind ja unsere fleißigsten Mitarbeiter. Die unterste, lockere, etwa 20 Zentimeter hohe Lage des Komposthaufens besteht aus grobem Strukturmaterial, wie zum Beispiel Strauchschnitt, Zweigen oder Staudenstängeln, denn so wird die Luftversorgung und der Wasserabfluss gewährleistet. Es lohnt sich einen eigenen Sammelplatz für grobstrukturiertes Material neben dem Komposthaufen anzulegen, so kann man sich dann bei Bedarf einfach bedienen. Auf das Strukturmaterial kommen 50 Prozent grünes, feuchtes Material in Form von Küchen- und Gartenabfällen wie Gemüse- und Obstresten, verwelkte Blumen oder Rasenschnitt. Sie werden gründlich mit 50 Prozent braunem, trockenem Material, wie zerkleinertem Strauchschnitt oder trockenem Laub, gemischt. Achtet beim Aufsetzen des Komposts unbedingt auf den richtigen Feuchtigkeitsgehalt. Wird die Mischung mit der Faust zusammengedrückt, sollte sich das Material wie ein leicht feuchter Schwamm anfühlen. Diese herrliche Mischung wird nun 20 bis 30 Zentimeter hoch angehäuft, ab und an werden Zuschlagsstoffe wie eine kleine Hand voll Hornspäne, eine dünne Schicht Mist oder ein ordentlicher Schuss Brennnesseljauche (beschleunigt die Verrottung) zugegeben und abschließend dünn mit Urgesteinsmehl gestäubt (führt mineralische Nährstoffe zu und bindet Gerüche). Zuletzt kommen zwei Zentimeter halbverrotteter Kompost oder auch Gartenerde darüber, das dient zur Beimpfung mit Mikroorganismen, kurbelt also den Zersetzungsprozess an und fördert die rasche Umsetzung organischer Materialien in wertvollen Humus. Die Mischung wird mit den angeführten Zuschlagsstoffen bis zu einer Höhe von circa eineinhalb Metern aufgesetzt. Den Abschluss des Komposthaufens bildet eine luft- und wasserdurchlässige Abdeckung z.B. aus Laub, Stroh, Jute oder Vlies. Wird der Kompost einmal, etwa drei bis sechs Wochen nach dem Aufsetzen "umgesetzt", d.h. abgetragen und neu aufgeschichtet, beschleunigt dies den Rotteprozess. Rohkompost ist nach circa sechs Monaten fertig, er enthält noch grobe Teile und jede Menge Bodenleben. Nach sechs bis zwölf Monaten ist der Kompost reif, also vollständig verrottet, und kann als wertvolles Pflanzen Superfood ausgebracht werden.

Genaueres zum Thema Kompostreife findet ihr in diesem Blogbeitrag Kompost - wann ist Erntezeit

Das darf auf den Kompost

 

-          Reste vom Gemüseputzen, Erdäpfelschalen, Obstreste (Zitrusfrüchte/Südfrüchte nur in kleinen Mengen)

-          Haare

-          Teebeutel

-          Papier und zerkleinerter Pappkarton (in Maßen)

-          Kaffeesud (in Maßen, bei größeren Mengen Algenkalk beimengen)

-          Laub (Tipp: größere Mengen mit dem Rasenmäher zerkleinern)

-          abgeschnittenes Pflanzenmaterial

-          Rasenschnitt (in dünnen Lagen, max. 2 cm)

-          Pflanzenteile von erkrankten Pflanzen in die Mitte des Kompostes geben, da dort die entsprechende Hitzeentwicklung stattfindet; nicht kompostiert werden dürfen Pflanzenteile die mit Kohlhernie, Monilia, Feuerbrand befallen sind)

-          Äste/Schnittgut bis kleinfingerdick (große Mengen häckseln, nach und nach zugeben, Thujen nur in sehr geringen Mengen – aufgrund von Thujon = Giftstoff, sehr langsame Zersetzung)

Das darf nicht auf den Kompost

 

-          Abfälle, die Kunststoff, Glas oder Metall enthalten

-          Inhalt vom Staubsauger

-          Speisereste (kann Ratten/Mäuse anlocken, Ausnahme: im geschlossenen Komposter)

-          stark Gewürztes, Mariniertes, Speiseöl

-          Knochen, Leder, Steine

-          Zigarettenreste

-          Windeln mit Kunststoffanteil

-          Hochglanzpapier

-          Wurzelunkräuter wie Giersch, Winde, Quecke

-          Fäkalien, Katzenstreu (mögliche Belastung mit Krankheitserregern)

 

Kurz und kompakt aufbereitete Informationen zum Thema Kompostieren findet ihr auch auf unserem Infoblatt:

 

Kompostieren - so einfach geht's

 

 

 

Fotos: Haiden, Benes-Oeller, Weber, Mayrhofer

Katharina Weber

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