Pflege und Pflanzenschutz

Herbstblühende

Blumenzwiebeln

 

Blumenzwiebeln kennen wir vor allem als Frühlingsblüher. Ihre Vorräte erlauben es der Pflanze, sofort nach dem Frost sehr rasch auszutreiben. Aber eigentlich ist die Ruheperiode der Frühlingsblüher im Sommer. Im Herbst beginnt die Vegetationsperiode – meist nur unterirdisch. Alles, was im Frühling austreibt, wird im Herbst und Winter unterirdisch schon angelegt. Im Frühling braucht es nur noch wie ein Luftballon aufgeblasen zu werden. Oder eigentlich mit Wasser aufgepumpt. Zellteilungen finden zwar auch nocht statt, allerdings nur mehr in geringem Maß. Zwiebelpflanzen aus winterkalten Regionen, etwa Steppengebieten, aber auch aus unseren Wäldern, halten sich an diesen Ablauf. Schneeglöckchen und Knotenblumen, Tulpen und die kugeligen Zierlauch-Arten aus Zentralasien.  Arten vom mediterranen Typ aber treiben schon im Herbst oder gar Spätsommer auch oberirdisch aus. Immer wieder versetzt es Leute in Erstaunen und in Panik um ihre Lieblinge, wenn sie zum ersten Mal bemerken, dass ihre Armenischen Traubenhyazinthen bereits im  August Blätter treiben, oder die mediterrane Felsen-Tulpe (Tulipa saxatilis) spätestens im Oktober austreibt.  Das ist aber normal. Die Pflanzen haben keinerlei Probleme im Winter.

Manche dieser Zwiebelblüher blühen denn auch schon im Herbst. Andere im Winter. Auch bei uns. Sie sind nur weithin unbekannt. Bekannt ist die Herbst-Zeitlose, ausgerechnet ein untypischer Vertreter. Nämlich einer des kalten Typs, der erst im Frühling austreibt – außerdem wie Krokus eine Knollenpflanze, was den gärtnerischen Begriff Blumenzwiebel Lügen straft. Der befruchtete Fruchtknoten überdauert unterirdisch den Winter und erblickt erst mit dem Blattaustrieb im Frühling das Licht der Welt. Auch einige Krokusarten gehören diesem Typ an. Aber eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass der einzige herbstblühende Geophyt der heimischen Flora dem kalten Typ angehört. Die Mehrheit der herbstblühenden „Zwieberln“ gehört aber dem mediterranen Typ an.

In den meisten typischen Frühlingsblühergattungen gibt es auch Herbstblüher. Und auch so typische Herbstblüher wie die Zeitlosen warten mit zahlreichen Frühlingsblühern auf. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass nicht alle mediterranen Zwiebel- und Knollenpflanzen winterfest sind. Und im Handel ist leider nur eine handvoll Arten erhältlich. Diese und ein paar Schmankerln möchte ich kurz vorstellen. Dass sie so selten im Handel zu finden sind liegt daran, dass sie früher in die Erde gehören als Frühlingsblüher. August bis Mitte September ist die Pflanzzeit. Im September kommen Blumenzwiebeln gerade erst in den Handel. Und auch für einige Frühlingsblüher ist das schon spät – nur so am Rande. Es ist also günstig, spätestens im Juli online zu bestellen, um das Pflanzgut rechtzeitig zu erhalten.

 

 

Die kleine Gattung Acis wurde früher zu den Knotenblumen (Leucojum) gestellt. Fünf Arten blühen im Frühling, vier im Herbst. Die Blüten sind weiß bis blassrosa gefärbt. Einigermaßen gut erhältlich ist nur A. autumnalis. Gute Formen sind ausreichend winterhart, wenn der Sommer trocken und warm genug war.

 

 

Unter den Aronstäben (Arum) gibt es eine einzige herbstblühende Art, Arum pictum.  Die rotbraunen Blütenstände und die fein hell geaderten Blätter erscheinen im Herbst. Die Bläter nehmen bei uns meist Schaden über Winter. Daher ist die Art eher aus Großbritannien zu bestellen. Problematisch ist, dass Arum italicum ‘Marmoratum’ meist als Arum italicum ‘Pictum’ im Handel ist. Der Italienische Aronstab blüht aber erst im späten Frühling. Die Blätter erscheinen allerdings im Herbst und sind ebenfalls hell geadert, allerdings deutlich grober.

 

 

Barnardia ist eine kleine Gattung der Hyazinthengewächse mit zwei bis drei Arten, eine in Nordafrika und eine oder zwei  in Ostasien. Die ostasiatische, etwa 15 cm hohe Barnardia scilloides ist winterhart und wird gelegentlich kultiviert. Häufig wird sie zur kerzenartigen, bis 40 cm hohen B. japonica gestellt. Die Blüten sind kräftig rosa.

 

 

Zeitlosen (Colchicum) enthalten mindestens 160 Arten, über ein Drittel davon in Westasien, etwa ein Drittel in Europa und Nordafrika, fast ein Drittel in Südafrika, einige im tropischen Afrika. Einige Arten sind weit verbreitet und kommen in mehreren der genannten Regionen vor. Die Blüten sind vorwiegend purpurrosa bis violett, bei den afrikanischen Arten vorwiegend weiß bis grün, mitunter violett gestreift. Afrikanische Arten haben häufig weiße bis purpurrote Hochblätter. Eine (frühlingsblühende) Art blüht gelb. Die Blütezeiten varieren stark. Die europäisch-westasiatischen Arten sind vorwiegend Herbst- und Frühlingsblüher, die afrikanischen blühen vorwiegend in der Regenzeit. Variabel sind Blütengröße (1-20 cm) und Standortansprüche. Die sommerblühende Alpen-Zeitlose aus den Westalpen ist kalkfeindlich und benötigt Feuchtstandorte, die Herbst-Zeitlose frische Wiesen. Die großblütigen mediterranen und westasiatischen Arten in Gartenkultur und ihre Hybriden sollten sommertrockene Standorte bekommen.   Etwas Abwechslung bieten die Schachbrett-Herbstzeitlosen (Colchicum variegatum und Colchicum ×agrippinum – erstere nur grenzwinterhart) sowie die Sorte 'Harlekijn' mit „Panda-Zeichnung“.

 

 

Die Gattung Krokus (Crocus) besteht aus etwa hundert Arten. Etwa die Hälfte sind Frühlingsblüher, die andere Hälfte Herbstblüher. Daneben gibt es einzelne Winterblüher. Blütengrößen variieren von 3 bis 10 cm, bis auf Rot und Grün gibt es alle Blütenfarben. Unser Bild vom Vorfrühlingsblüher mag auch dahingehend erschüttert werden, dass die älteste beschriebene Krokusart ein Herbstblüher des mediterranen Typs ist: der Echte Safran (Crocus sativus) mit violetten Blüten. Im Handel findet man regelmäßig auch zwei Arten des kalten Typs, den purpurrosa Sieber-Krokus (Crocus sieberi, syn. C. zonatus) und den blauviolett bis blau oder weiß blühenden Pracht-Krokus (C. speciosus).  Online erhältlich und empfehlenswert sind C. cartwirghtianus (weiß bis violett),  C. medius (syn. C. ligusticus, violett), C. nudiflorus (violett), C. orchroleucus (weiß mit gelbem Schlund) und C. pulchellus (weiß bis purpurn). Die wohl schönsten Herbstblüher sind der Irisblütige oder Siebenbürger Herbstkrokus (Crocus banaticus) und der Mathew-Safran (Crocus mathewi), für deren Erwerb man viel Geld in die Hand nehmen muss.

 

 

Alpenveilchen (Cyclamen) blühen zu allen Jahreszeiten. Unsere heimische Art (C. purpurascens) ist ein Sommerblüher. Das Herbst-Alpenveilchen (C. hederifolium) ist leicht erhältlich. Es blüht purpurrosa, aber auch weiße bis rotviolette Sorten sind auf dem Markt. Schwieriger erhältlich und nur für günstige Lagen geeignet ist das Anatolien-Alpenveilchen (Cyclamen cilicium).

 

„Keine Herbstblüher gibt es bei Tulpen und Milchsternen“

 

Schneeglöckchen (Galanthus) kennen wir als Vorfrühlingsblüher.  Unter den über 20 zumeist türkischen Arten gibt es jedoch auch zwei Herbst- und zwei Winterblüher. Am ehesten erhältlich ist der herbstblühende Galanthus nivalis subsp. reginae-olgae aus dem nordwestlichen Griechenland, der mit dem heimischen G. nivalis subsp. nivalis durch kontinuierliche Übergänge verbunden ist. Diese Übergänge sind unter den Namen G. reginae-olge subsp. vernalis oder G. corcyrensis bekannt. Reiner G. reginae-olgae blüht bevor die Blätter erscheinen und die Blätter haben einen deutlichen weißen Mittelstreifen, der beim heimischen Schneeglöckchen nur angedeutet ist. In der Zeit des intensivsten illegalen Raubbaues an Wildbeständen kamen auch G. peshmenii und der Winterblüher G. cilicicus regelmäßig als „Galanthus elwesii“ oder „Galanthus nivalis“ in den Handel,

 

 

Von den mindestens 68 Arten der Traubenhyazinthen (Muscari) ist der überwiegende Teil frühlingsblühend. Einige Arten blühen im Frühsommer. Eine einzige Art blüht im Herbst, doch Muscari parviflorum ist kaum erhältlich.

 

 

 

 

Wieviele Narzissenarten es gibt, ist strittig. Zwischen 16 und 160 Arten werden anerkannt. Seriöse Bearbeitungen liegen bei 52 bis 81 Arten , je nach zugrundeliegendem Artbegriff. Je nach Art und Klima blühen Narzissen von September bis April. Die meisten vor Feber blühenden Arten sind nicht oder nicht ausreichend winterhart. Sie wurden aber in den letzten Jahren verstärkt zur Züchtung verwendet und mit winterfesten Sorten verkreuzt. Erhältlich sind sie derzeit wie auch die Wildarten nur als sauteure Raritäten im Onlinehandel. Die Blütenfarben bei Narzissen reichen von Weiß bis Gelb und Grün, die Nebenkrone auch von Rosa über Orange bis Rot.

Prospero autumnale ist winterhärteste Art der Gattung der Herbstblausterne und unter dem Namen Scilla autumnale selten im Onlinehandel erhältlich. Die Blüten sind purpurrosa, aber auch blau blühende Arten gibt es, etwa Prospero elisae aus Istrien.

 

 

Goldbecher (Sternbergia): Etwa 10 Arten kommen vom Mittelmeergebiet bis Zentralasien vor. Nur zwei (bis drei, je nach taxonomischer Auffassung) Arten blühen im Frühling, eine davon weiß. Die großen, leuchtend gelben Blüten sind groß. Im Handel ist fast ausschließlich die mediterrane Sternbergia lutea zu finden.

 

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