Herbst

Für mehr Summen und Brummen

Jetzt Wiesen anlegen

 

Ein Drittel aller Farn- und Blütenpflanzen Mitteleuropas ist in Wiesen und Weiden zuhause und mit ihnen tausende Tierarten. Wiesen sind mit ihren bunten Farben und schönen Blütenformen auch für uns eine wahre Augenweide. Viele der pflegeleichten Schönheiten, die sie beherbergen, sind für Naturgärten unersetzlich. Schon kleine Wiesenelemente sind im Garten äußerst wertvoll, ob nun als Wiesen-Inseln oder Wildblumenflächen. In Blumenwiesen finden mehrjährige Wiesenkräuter wie Gräser ein Stelldichein. An lückigen Stellen wachsen ein- und zweijährige Arten, die oft auch den Anfang der Entwicklung zur Wiese machen. Sie allein machen aber noch keine „Wiese“ aus. Wenn wir Saatgut dafür besorgen wollen, finden wir oft nicht heimische Mischungen mit bunten Packungsbildern und klingenden Namen. Diese einjährigen „Exoten“ oder Gründüngungspflanzen sehen bis zum Verblühen gut aus, aber nur wenige Gartengäste werden davon satt.

 

 

Die häufigsten regionaltypischen „Blumenwiesen“ sind Fettwiesen, die nach der bestimmenden Grasart benamst werden - unten in Glatthafer-Wiesen, weiter oben, ab ca. 500 m Höhe Goldhafer-Wiesen. Auf nicht gedüngten Flächen entstehen Fettwiesen allein mit Hilfe von Luftstickstoff. Ihre Artenvielfalt ist oft durch intensivierte Nutzung, Düngung und häufige Mahd für Silagen bedroht. Auf mäßig feuchten, mageren Fettwiesen finden sich etwa Wiesenmargerite, Scharfer Hahnenfuß, Wiesen-Glockenblume, Rotklee, und Pippau zum Stelldichein. Kuckuck-Lichtnelken sind typisch für wechselfeuchte, magere Fettwiesen.

Seltener sind die artenreicheren Magerwiesen. Übergänge gibt es zu Halbtrockenrasen auf Hängen oder zu Fettwiesen in Tieflagen, denen ebenso die Intensivierung der Nutzung droht.

 

 

Für die Naturwiesen-Anlage gibt es ein paar Regeln:

  • Nicht Gießen: Heimische Wildpflanzen sind an vorherrschende Niederschläge angepasst.
  • Nicht Düngen: Sie kommen ohne regelmäßige Nährstoffzufuhr aus, der Stickstoff aus der Luft genügt den meisten.
  • 1-2 x Mähen: So bekommen Lichtkeimer und weniger wuchsstarke Arten mehr Chancen.
  • 1-2 x Abtransport: Wichtig, um enthaltene Nährstoffe zu entfernen. Lichtkeimer können keimen und wachsen. Die Trocknung zu Heu direkt auf der Fläche hilft Samen ausfallen zu lassen und Insekten zur Flucht.

 

 

Wann, wie gemäht wird und was mit dem Mähgut passiert, hat großen Einfluss auf die Entwicklung von Wiesen. In trockeneren Regionen genügt 1 Mahd pro Jahr ab frühestens Mitte Juli. Feuchtere Gebiete mit stärkerer Wüchsigkeit verlangen nach 2 Mahden pro Jahr - die erste nach dem Verblühen der Margeriten, wenn sich die Luft bereits gut erwärmt hat und die wechselwarmen Insekten den Standort verlassen können.

 

 

Am insektenschonendsten sind Sensen und Hand-Motorbalkenmäher. Motorsensen erhöhen die Sterberate auf mehr als das Doppelte. Schnitthöhen zwischen 7-12 cm sichern Reptilien oder Amphibien das Überleben. Etappenweises Mähen bietet effektive Rückzugsbereiche, die mit jedem Schnitttermin gewechselt werden. Damit auch Eier und Puppen überleben, bleiben einige Bereiche für den Winter besser ungeschnitten.

 

Wie macht man bestehende Wiesen bunter und lebendiger?

 

Bei dichtem Bewuchs und auf Rasenflächen aus Gras und Weißklee wird vor der Ansaat zunächst die Grasnarbe abgestochen, mit ungewaschenem Naturkies oder sehr magerer, durchlässiger Erde aufgefüllt. Wuchernde Wurzelunkäuter wie Stumpfblättriger Sauerampfer oder Acker-Kratzdistel werden mit den Wurzeln entfernt.

 

 

Sind bei dichtem Bewuchs mit hübsch blühenden Wildkräutern einige potentielle Wiesenbewohner wie Scharfer Hahnenfuß, Frauenmantel, Spitzwegerich oder Hornkraut vorhanden, lassen Sie diese einfach wachsen und stellen auf Wiesen-Pflege um. Jährlich können sich so 1-2 Arten dazugesellen. Geht Ihnen das zu langsam, können Sie Wildstauden setzen oder/und die Narbe ausstechen – eventuell auch nur auf einigen Inseln - und mit einer Wildpflanzensaatgutmischung „beimpfen“.

 

 

Bei lückigem Bewuchs, oft auf durchlässigem Boden versuchen Sie die Bodenbeschaffenheit mit Hilfe der Finger-Probe einzuordnen. Zerfällt die zwischen den Händen zusammengerollte Probe, haben Sie einen durchlässigen bis sandigen Boden: Er ist tendenziell humusarm und ideal für Wiesenanlagen.

Bleibt die Walze kompakt, haben Sie einen humusreicheren, lehmigeren Boden vor sich. Überlegen Sie, ob eine Wiese wirklich die sinnvollste Begrünungsform ist: Vielleicht ist ein Staudenbeet für Insekten oder sogar ein Nutzgarten hier besser platziert. Beim Bodenaustausch wäre es schade um den wertvollen Humus. Die Optimierung für eine Wiese geschieht sonst durch häufige Mahd und Abmagerung (Grünschnitt abtransportieren!). Erst wenn alle Pflanzenreste entfernt sind, können Ansaaten erfolgreich sein.

 

Wiesen ansäen

 

Mischen Sie 3-4 g/m² regionaltypische Wildpflanzensaatgutmischung im Verhältnis 1:5 (1 Teil Saatgut, 5 Teile Quarzsand oder unkrautfreiem Grünschnitt-Kompost). Bringen Sie den Mix in zwei Arbeitsgängen gleichmäßig längs/quer auf. Er darf nicht eingearbeitet, überdeckt oder gedüngt werden. Danach wird die Fläche gewalzt oder angeklopft. Ideal dafür sind windstille Tage.

Bei einer Keimzeit von 1-3 Monaten verspricht das Zeitfenster von Mitte August bis Ende März, in Höhenlagen bis Mitte April, mit Kältereizen für mehrere Wochen den größten Erfolg. Es ist besser, eine Winteraussaat vorzunehmen, als zu spät im Frühling zu säen. Danach gilt: Abwarten und Tee trinken.

 

Saatgut für Neuansaaten

 

Ob Handsammlung, Mähgutübertragung oder Heublumenansaat - am ökologisch wertvollsten sind regional vorkommende Wildpflanzenschätze, denn es gilt, Arten in ihrer gesamten Breite zu erhalten. Nach dem Motto: „Wenn ich groß bin, werde ich eine Blumenwiese!“ entwickeln sich Aussaaten anfangs recht unterschiedlich. Das lässt gespannte Wiesenbeobachter*innen vielleicht an der Qualität des Saatgutes zweifeln. Bis sich der Großteil der im Saatgut enthaltenen Vielfalt zeigt, können bei Neuanlagen immerhin drei Jahre vergehen. Diese Zögerlichkeit gleichen Naturwiesen aber dadurch aus, dass sie über viele Jahrzehnte stabil bleiben.

Mehr Infos zum Wiesen-Schwerpunkt von Natur im Garten finden Sie unter www.bluehsterreich.at

 

 

Fotos: Brocks, Benes-Oeller

Margit Beneš-Oeller

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