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Frühsommerfrüchte

der etwas anderen Sorte

Die anderen Frühsommerfrüchte

 

Gerade die ersten süßen Früchte des Sommers sind die besten und die aus Nachbars Garten bekanntlich am allersüßesten…

Erdbeeren bringen unsere Herzen nicht nur durch ihr paradiesisches Aroma zum Schmelzen, sondern auch weil sie gemeinsam mit den Maibeeren die ersten waren, die der Garten uns schenkte. Als nächstes gab es Maikirschen. Und wenn dann – so wie jetzt - die Kirschenzeit voll da ist, reifen zeitgleich Johannis- und Himbeeren, aber auch Maulbeeren und Felsenbirnen in den Gärten.

Ein Streifzug durch die Gärten

 

Auf einem Streifzug durch die GARTENTULLN begegnen wir direkt am Weg – gleich hinterm Portugalgarten - einem ansehnlichen Hängemaulbeerbaum, und nicht nur einem. Auch im WEINGENUSS, im Muster-Schulgarten von „Natur im Garten“ und anderswo auf der ökologischen Gartenschau wird man fündig.

 

 

Ein paar herabgefallene Beeren unter ihm am Boden kündigen es schon an: wer sich durch den grünen Vorhang ins schattige Innere des Baumes wagt, wird belohnt. Das Etikett dort verrät den Namen des Baumes: Hängemaulbeere (Morus alba pendula). Wundersamer Weise sind die reifen Beeren allerdings nicht weiß, wie der lateinische Name andeuten würde, sondern in diesem Fall schwarz. Es ist paradox, aber eine Tatsache: Weiße Maulbeerbäume können auch schwarze Früchte tragen und umgekehrt.

 

 

Sie wachsen wie im Schlaraffenland in bequemer Greifhöhe. Reif fallen sie förmlich in die Hand oder geradezu direkt in den Mund. Und so soll es auch sein. Denn reife Maulbeeren lassen sich nicht lang aufbewahren. Aber man kann sehr gut Marmelade, Saft oder köstlichen Essig daraus herstellen.

 

 

Aber Achtung: Schwarze Maulbeerfrüchte (auch wenn sie von einem Weißmaulbeerbaum stammen) können nicht nur Rotweinen eine unwiderstehliche Farbe verleihen, sondern färben auch Gewand nachhaltig violett. Wir machen uns das gerne auch beim Kinderprogramm „Malen mit Pflanzen“ zunutze.

Etwas harmloser sind da schon die - wirklich - Weißen Maulbeeren. Und etwas weiter östlich, wiederum am Hauptweg, im Egon-Schiele-Garten, finden wir ihn, einen stattlichen Maulbeerbaum (Morus alba) mit weißen Früchten, oder nun ja, nicht ganz weiß. Nur die rosig angehauchten dicksten Beeren sind reif und fallen leicht ab. Sie sind sehr süß, haben aber etwas weniger Aroma als die schwarzen, die nicht nur äußerlich an Brombeeren erinnern. Man kann sie trocknen und beispielsweise als gesundes Süßungsmittel für Müslis verwenden oder direkt naschen.

 

 

Maulbeeren waren ursprünglich nicht in Europa heimisch. Die Schwarze und die etwas winterhärtere Weiße Maulbeere stammen aus Asien, waren aber bereits bei den alten Griechen sehr begehrt und wurden durch die Römer im Weinbauklima verbreitet. Die aus Amerika stammende ausgesprochen winterharte Rote Maulbeere ist bei uns noch weniger bekannt. Sie alle gehören wie auch die Feige zur Familie der Maulbeergewächse.

Seit dem 12. Jahrhundert gab es immer wieder Tendenzen, in klimamilden Gegenden Europas Weiße Maulbeerbäume als Futter für die Seidenraupenzucht im großen Stil zu pflanzen, oft als Alleen. In Italien, unter anderem auch in der Lombardei und Venetien, entstand auch wirklich eine bedeutende Seidenindustrie. In Niederösterreich und Wien versuchte man es ebenfalls seit dem 16. Jahrhundert, verstärkt in der Zeit Maria Theresias, dann wieder in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachdem aufgrund der napoleonischen Kontinentalsperre der Handel zwischen England und dem Kontinent unterbunden war. Ein Grund für das Scheitern dürfte der große Arbeitsaufwand für das Blättersammeln und die Weiterverarbeitung gewesen sein, während gleichzeitig Wein- und Feldarbeit zu verrichten waren. Die letzten Versuche in der Zeit von etwa 1855 bis 1936, eine Seidenproduktion in Nahlage zu Wien aufzubauen, scheiterten am Ende daran, dass es in der Zwischenkriegszeit keine Möglichkeit mehr im Land gab, die Kokons abzuspulen und die Zeit nicht günstig war für Investitionen dieser Art. Ein anderer Grund waren wohl billigere Seidenimporte aus Südostasien bzw. die Erfindung der Kunstfasern.

Der eine oder andere Maulbeerbaum aus diesen Zeiten blieb aber erhalten. Im Park der Bendediktinerabtei Brauweiler in der Nähe von Köln gibt es sogar einen sogenannten „tausendjährigen Maulbeerbaum“, ein Naturdenkmal in seiner ultimativen Phase. Das 1896 von einem Sturm umgeworfene gespaltene Baummonument trieb an mehreren Stellen wieder aus und fruchtet noch immer.

Die Blätter sollen übrigens auch als Tee zur Behandlung von Blasen- und Harnwegsentzündung verwendbar sein.

Heute erfreuen sich Maulbeeren bei uns wieder zunehmender Beliebtheit – als stattlicher Baum bis etwa 10 m Höhe, als Hängeformen, aber auch als Schirmformen. Eine solche beschattet seit kurzem den Eingang zum Gemüsegarten auf der GARTENTULLN.

 

Loblied auf die Felsenbirne

 

Ebenfalls von ihrer süßesten Seite in unseren Gärten zeigt sich zur Zeit die Felsenbirne (Amelanchier) mit ihren in kleinen Trauben angeordneten heidelbeergroßen, purpurroten bis blauschwarzen Früchtchen, die sich auch bei der Vogelwelt großer Beliebtheit erfreuen. Beim Objekt der Begierde handelt sich in meinem Fall genauer gesagt um einen Hybrid der Kupferfelsenbirne namens `Ballerina´ mit besonders großen und milden Früchten - weniger herb als die der heimischen Felsenbirne (Amelanchier ovalis).

 

 

Dieser locker wüchsige Strauch hat viel zu bieten: im Frühjahr eine Vielzahl zarter weißer Sternenblüten, im Juni seine süße Frucht, im Herbst freuen wir uns auf seine Laubfärbung in kräftigem Kupferrot. Insgesamt ist er genügsam und robust.

Die Früchte erinnern von der Form her an winzige blaurote Äpfel. Ähnlich wie beim Apfel enthalten ihre Kerne denn auch ein Blausäure abspaltendes Glykosid und schmecken leicht nach Bittermandel. So richtig deutlich wird dieses Aroma des „Marzipanstrauches“ in einer Marmelade. Dafür benötigt man nicht einmal Gelierzucker, weil die Früchte sehr viel Pektin enthalten. Sehr gut ist auch eine Mischung mit säuerlichen Beeren wie etwa roten Johannisbeeren.

Unübertrefflich aber ist ein buntgemischter Obst- und Beerensalat aus allem, was der Garten an Früchten gerade bietet, diesen und anderen, mit Joghurt und einem Tupfer Schlagobers oder auch zu Eis, frisch aus dem Garten direkt serviert – ein Hochgenuss!

 

 

 

Fotos: Leithner

Anna Leithner

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