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Farbe des Jahres 2023:

Magenta!

Für die „zwiespältige Haltung gegenüber der Mädchenhaftigkeit stehen Rosatöne als eine der gefühlsmäßig am meisten beladenen und gleichzeitig strittigsten Couleurs der gesamten Farbenfamilie. Heute wird Rosa mit Weiblichkeit und für altmodische Ideen dessen assoziiert, was die Geschlechter mutmaßlich ausmacht oder trennt. Dabei war die Farbe lange Männersache und Ausdruck purer Männlichkeit. Erst die Arbeitskleidung von Matrosen und Handwerkern sollte die Farbe Blau "vermännlichen". Pink wurde zuletzt von Frauen beim Women's March als Mütze getragen und als Plakat hochgehalten, um patriarchalische Systeme zu hinterfragen. „Viva Magenta“ heißt denn auch die abgedunkelte Variante, die das renommierte Pantone Farbinstitut zur Trendfarbe für 2023 erkoren hat.

Nicht weit davon entfernt wurde „Shocking Pink“ schon von der italienischen Modeschöpferin Elsa Schiaparelli ins Leben gerufen, der noch bis 22. Jänner im Museum für dekorative Kunst im Louvre Paris eine Sonderausstellung gewidmet ist. Mit dem Barbiecore-Look hat der Rotton seit vorigem Jahr wiederum die Laufstege verlassen und auch Einzug abseits der Modewelt genommen. Hier stehen Kitsch und Plastik in Neonpink rund um die Barbie Puppe der 1990er Jahre im Zentrum. Spätestens seit der Ankündigung des neuen Barbie Films, erlebt deren Ästhetik eine Renaissance. Ob Rosaroter Panther, Pink, Pink Ribbon, Kleidung, Schmuck oder Möbel – auch diese Farbe dominiert derzeit jeden Lebensbereich. Auch im „Natur sucht-Garten“ auf der GARTEN TULLN haben wir in einem Staudenbeet das Thema aufgegriffen. Hier darf sich im Barbie-Beet nunmehr eine von pinken Blüten gekrönte Mischung entfalten.

Aufzufallen ist auch das vornehmliche Ziel zahlreicher Pflanzen, sicher weitaus länger als der Trend anhält. Die Gartenwelt durch die rosarote Brille zu sehen, dabei helfen gleich mehrere Magenta-Pflanzen. Die Farbe hat ihren biologischen Ursprung in der glitzernden Cochenille-Schildlaus.

Im blass-pinken Outfit zeigen sich jetzt die Beeren von Schneebeere `Amethyst®´ (Symphoricarpos doorenbosii) und der Schönfrucht `Profusion´ (Callicarpa bodinieri).

Im Spätfrühling folgt die Strauchpfingstrose Paeonia `Simply Red´ mit einer intensiv dunkelroten, einfach bis halb gefüllten Blüte und 80-90 cm Höhe. Das von den Baumpäonien übernommene Laub ist auch nach der Blüte durchaus zierend. Dann zeigt auch die Floribunda-Rose `Dusky Maiden´ ab Juni ihre prächtigen, stark duftenden, dunkelroten, gefüllten Blüten über gefiedertem dunkelgrünem Laub bei bis zu 60 cm Höhe. Purer Samt, der so duftet, wie er aussieht. Der Zylinderputzer (Callistemon citrinus), der zwischen April und Oktober bis zu vier Mal in Intervallen blüht,gehört zu den beliebtesten Kübelpflanzen auf Balkon und Terrasse.

Stimmungsaufheller nach den Lockdowns sind auch die kräftigen Farben der sommerlich kletternden Clematis `Mme Julia Correvon´.

Leuchtendes „Dopamin-Dressing“ im feuchteren Blütenbeet liefern die Kronlichtnelken (Lychnis coronaria).

Scheinähriger Ehrenpreis Veronica`Baby Pink´, `Pink Marshmallow´ oder Männertreu (Lobelia erinus) schließen Lücken mit kräftigen Tönen in trockeneren Staudenbeeten. Verschiedenste Nelken dürfen da ebenfalls nicht fehlen.

Die Spornblume (Centranthus ruber)` Coccineus´ zeigt dort leuchtend-purpurrote Doldenrispen an humusarmen Böden.

Eine prächtige, außergewöhnliche Erscheinung in der Farbstellung sind die Gartenformen der heimischen Bach-Kratzdistel (Cirsium rivulare) `Atropurpureum´ und der Schafgarbe (Achillea millefolium) `Red Velvet´.

 

Der englische Pflanzenname „Beebalm“, also Bienenbalsam, charakterisiert die Bedeutung der Monarden (Monarda) für die im Umkreis der Pflanzungen lebenden (Wild)Bienen sehr treffend

Auch die Blütenbälle der Samt-Skabiose (Scabiosa atropurpurea) `Barocca´ setzen mit ihrer auffälligen Erscheinung in jedem Garten anmutige Akzente.

Schöne Kugeln zeigen auch manche Laucharten, wie etwa Persischer Kugel-Lauch (Allium aflutanense) `Purple Sensation´ und mit kleineren Blütenköpfen der Trommelstock-Lauch (Allium sphaerocephalon) oder sein naher Verwandter `Red Mohican´ mit leichtem Schopf. Pretty in Pink präsentieren sich auch die frostempfindlichen Dahlien `Bright Eyes´ oder `Optic Illusion´.

Das Nelken-Leimkraut (Atocion syn. Silene armeria) ist eine einjährige, in wärmeren Gebieten auch ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 20 cm und 70 cm erreicht. Früher gern gesehen war dort auch „Phytolacca“ griechisch phytón (Gewächs, Gartenpflanze) und aus „lacca“, einem italienischen Wort für „Lack“. Der amerikanische Name poke oder pokeweed soll laut Wikipedia von dem Wort Pokon stammen, das sich bei den Shawnee-Indianern aus Virginia auf die Färbepflanzen bezieht, deren roter Saft an Blut erinnert.

Buntnesseln (Solenostemon) haben verschiedenste Laubfärbungen aufzuweisen. Oft ist Magenta darunter. Kapmargeriten (Osteospermum) als wohl sonnenhungrigster Traum unter den Sommerblumen in Rosa aus dem südlichen Afrika ist extrem hitzeverträglich. Als „Powerlift“ unter den pinken Pflanzen agieren im Trockenen brüllende Löwenmäulchen (Antirrhinum majus), die mitunter mehrjährig sind, Wunderblumen (Mirabilis jalapa) oder Hahnenkämme (Celosia argentea).

Der verwandte Fuchsschwanz oder Amaranth (Amaranthus sp.) - wie das Gewächs eigentlich heißt – wird gerne in Gärten kultiviert, da sie nicht nur dekorativ ist, sondern auch teilweise essbar. Kugelamarant (Gomphrena globosa) gehört ebenfalls zur Familie und ist kälteempfindlich. Traditionell werden die Blüten der Pflanze getrocknet und zu Tee aufgegossen ihre Wurzel soll giftig sein. Die leuchtende nicht färbende Blütenfarbe akzentuiert zuvor eingelegt diverse Speisen.

Farblich passend dürfen im Gemüsegarten Baumspinat (Chenopodium giganteum), auch Riesengänsefuß genannt, und die Paradeiser `Painted Pink´ mit ein paar roten Überläufen im Gemüsegarten nicht fehlen. Nicht zu vergessen ist die Rote Rübe (Beta vulgaris) - auch als Malfarbe verwendbar - oder die Ursprungsform der Karotte, die `Syrische Violette´ (Daucus carota).

Ihre Stimmung in diesem Jahr heben sicher auch die zahlreichen anderen Blütenschätze im Farbschema, die vielleicht noch mehr Schwung und eventuell verloren gegangene Motivation liefern. Magenta soll laut Pantone Kraft und Mut ausstrahlen, frech und witzig und vor allem inklusiv sein: „Viva Magenta heißt alle Menschen mit dem gleichen Lebenswillen und rebellischen Mut willkommen“, liest man in deren Aussendung. Und: Nach drei Jahren Pandemie, Krieg und einer instabilen Wirtschaft, sozialer Unruhe, unsicheren Lieferketten und dem drohenden Klimawandel, müssen wir wieder zu Kräften kommen“.

Gebraucht wurde viel Lebenswille auch früher: Fasziniert vom Farbton waren übrigens auch die Besucher*innen von Stonehenge, die in den warmen Quellen auch im Winter Vieh und magische Steine in Magenta vorfanden. Rotalgen hatten schon damals die Feuersteinknollen in leuchtendes Pink verfärbt. Mehr dazu: https://blog.stonehenge-stone-circle.co.uk/tag/blick-mead/

Die Zeit wird zeigen, ob man die Welt durch eine rosarote Brille betrachten wird, oder ob sie sich bald doch für eine Dosis Realismus entscheidet. Die leuchtende Farbe tut uns bis heute auf jeden Fall unglaublich gut. Schon Audrey Hepburn bekannte schließlich „I believe in pink.“

Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Leithner, Weber, Brocks, Arche Noah,

Margit Beneš-Oeller

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