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Die Blumenuhr

Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?

 

Ein rundes Beet mit der klassischen Uhrteilung, insgesamt also 12 kuchenförmigen Unterteilungen, bepflanzt mit den zur jeweiligen Stunde blühenden Pflanzen:  Im Botanischen Garten von Uppsala ließ der berühmte schwedische Botaniker Carl von Linné 1748 die erste Blumenglocke „läuten“.

 

 

Bevor es soweit war, erzählt die Geschichte, dass er, wenn er seinen Nachmittagstee genießen wollte, dem ein Blick in den Garten vorausging: Zur Bewunderung der Besucher gab es auch ohne Uhr Tee um 5, angeblich auf 5 Minuten genau.

 

 

Die Natur zu erforschen lag Zeit seines Lebens im Fokus des Forschers, der sein Interesse für Pflanzen auf Exkursionen mit seinem Vater entwickelte. Ihm verdanken wir die heutige Benennung von Pflanzen und ein Ordnungssystem, das heute durch Genanalysen auf den Kopf gestellt wird.
Wenn wundert´s dass es ihm nicht entging, dass Pflanzen ihre Blüte zu bestimmten Tageszeiten öffnen oder schließen.
Im Blumenalmanach (Calendarium florae) beschreibt der alte Schwede jahreszeitliche Veränderungen, in  „ Der Schlaf der Pflanzen“ (Somnus plantarum), wie sich Pflanzen auf Schlaf vorbereiten. Für seine Blumenuhr  (Horologium florae) halfen ihm 70 Blütenpflanzen, um festzustellen, dass sie während der gesamten Wachstumsperiode immer zur gleichen Tages- bzw. Nachtzeit aktiv waren.

 

 

Heute ist bekannt, dass die verschiedenen Blühphasen mit den bestäubenden Insekten in Zusammenhang stehen. Würde die „innere Uhr“ aller Pflanzen gleichzeitig schlagen, wäre schließlich die Konkurrenz um die Bestäuber zu groß. Blüten folgen also der Natur und ihrem eigenen „Herzschlag“. Nehmen Sie die kostbaren Blüten in Ihrem Garten einmal etwas genauer unter die Lupe: Jede Blüte zu ihrer Zeit - so öffnen und schließen sie sich regelmäßig zur selben Stunde.

 

 

Wegwarte (Cichorium intybus) und Dreifarbige Winde (Convolvulus tricolor) werden zwischen 4 und 5  Uhr munter. Um 6 Uhr morgens erwacht der Rote Pippau (Crepis rubra), um 7 Uhr das Johanniskraut, die Ringelblume (Calendula) folgt ihnen um 9 Uhr. Sie verrät damit auch in der Mischkultur des Gemüsegartens wie weit der Vormittag gediehen ist, Um 3 p.m. ist sie müde und schließt ihre leuchtenden Blütenblätter.  

 

 

„Mittagszeit!“, posaunen Taglilien (Hemerocallis lilioasphodelus)  zur Zeit des Erwachens: sie öffnen erst in voller Sonne ihre Blütenkelche, halten dafür bis 20 Uhr durch.

 

 

Der Salat (Lactuca sativa)  ist von 7 bis 10 Uhr, die Seerose  (Nymphaea alba) von 7 bis 17 Uhr, also 5 Stunden länger aktiv. Die Blüten der Tigerlilie (Lilium tigrinum) öffnen um 13 Uhr, der Löwenzahn um 14 Uhr. Ein Spätaufsteher ist der Sauerampfer.

 

 

Eine echte Nachteule ist die Nachtkerze (Oenothera biennis), die dann erst gegen 20 Uhr folgt. Dann gilt zumindest für uns: Guten Abend, Gut Nacht, mit Rosen bedacht, mit Nelken bestickt, schlupf unter die Deck…

 

 

Wenn Sie Ihre eigene Blumenuhr kreieren möchten, sollten Sie zunächst den Blütenrhythmus Ihrer Pflanzen an Ihrer Gartentür beobachten. Kaputt geht die Uhr höchstens am Wetter: An kühlen Regentagen machen viele Blumen einfach dicht. Da heißt es abwarten und Tee trinken. Und auch Insekten beeinflussen die Öffnungszeiten. Wurde eine Blüte bereits bestäubt, schließt sie früher als gewöhnlich. Sonst hat sie länger geöffnet, um noch einen guten Deal mit einem herbeifliegenden Insekt zu machen. Die Blumenuhr ist also nicht ganz pünktlich, aber bei so reger Naturbeobachtung, macht das ja auch nichts aus.  Neben der Pflanzenart hängt das Einstellen der Uhr von Klima und  Jahreszeit ab. Und nicht zu vergessen von der Sommerzeit. Und diesen Chronometer einzustellen, dafür fehlte mir bislang schlicht und einfach die Zeit.

 

 

 

Fotos: Benes-Oeller

Margit Beneš-Oeller

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