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Blütentattoos

Vergängliche Schönheit statt bleibender Andenken

Seit einigen Jahren sind Blütentattoos auf Unterarm oder Handrücken ein beliebter Zeitvertreib und ein Hingucker bei unseren sommerlichen Naturgartenfesten: auf einer Schicht Fettcreme flächig aufgebracht und zart angedrückt halten Blütenblätter zumindest so lange, bis man irgendwo anstreift oder sich das erste Mal an der Stelle kratzt. Und das ist für mich auch schon einer der großen Vorteile der Blütentattoos im Vergleich zu echten: sie haften nicht dauerhaft an der Haut – auch wenn die Meinungen darüber mit Sicherheit auseinandergehen, ob das nun ein Vor- oder Nachteil ist…

Farbenfroh und formenreich

Wie so oft bei Natur im Garten ist auch hier bunte Vielfalt gefragt. Essbaren Blüten geben wir den Vorzug, denn wir wollen zarte Kinderhaut keinesfalls Giften aussetzen, wobei selbst ausgeprägte Giftplanzen durchaus ungiftige Blüten haben können wie etwa die Robinie mit ihren cremeweissen duftenden Schmetterlingsblüten, die schon in der Barockzeit als Verzierung für süße Häppchen dienten. Sie sind allerdings längst verblüht und wären mit ihren zusammengewachsenen und eingerollten Fahnen, Flügeln und Schiffchen von der Form her auch nicht wirklich tattoo-geeignet. Außer solchen Schmetterlingsblüten sind Lippen- und Rachenblüten, Trichter, gestielte Teller und Röhren aller Art schwieriger aufzukleben.

Flache Blütenblätter, einzeln abgezupft, lassen sich dagegen besser anheften, weil sie durchgehend flächigen Kontakt mit der klebrigen Creme aufnehmen.

Besonders reizend?

Sonnenempfindliche sollten sich bei Schönwetter vor dem Auftrag der Vaseline mit einer guten Sonnencreme einschmieren. (Nachher ist es schwer möglich, ohne das Kunstwerk zu zerstören.) Vielleicht haften die Blütenblätter sogar direkt darauf? Das haben wir bislang noch nicht ausprobiert.

Da manche Menschen empfindlich auf Hautkontakt mit den kratzig-borstigen Blättern des Borretschs oder Gurkenkrauts (Borago officinalis) reagieren - vor allem in Verbindung mit Sonnenlicht, üben Vorsichtige wahrscheinlich auch bei den Blüten dieser Pflanze Zurückhaltung, selbst wenn sie essbar sind und heiß begehrt bei Bienen und Hummeln. Auch in der Volksheilkunde werden sie vielfältig verwendet.

Die fünf Kelchblätter der Borretschblüte sind miteinander verwachsen und in der Mitte als weiße Schlundschuppen nach außen gestülpt. Aus diesem „Schlund“ ragen Griffel und Staubblattkegel schnabelförmig heraus. Der blaue, zarte Kronblatt-Teil mit dem Schnabel ist nur etwas schwierig von den grünen Kelchblättern abzulösen, ausgenommen die Blüten wurden bereits bestäubt. Dann löst sich der Teil ganz von allein ab, fällt zu Boden und braucht dort nur alsbald aufgesammelt werden, bevor er vertrocknet...

Ich finde die herrlich blaue Borretschblüte mit dem schnabeligen Staubblattkegel interessant für Blütentattoos, hatte sie auch schon einmal selbst einige Stunden am Oberarm und keinerlei Problem damit. Allerdings blieb ich damit im Schatten.

Mehr Respekt habe ich vor dem echten Johanniskraut. Ich habe seine leuchtenden Blütenkronblätter auch nicht an mir selbst im Schatten getestet. Dieser goldgelbe Stimmungsaufheller macht bei oraler Einnahme die Haut sehr empfindlich gegenüber Sonnenlicht. Deshalb verwende ich die Blüten sicherheitshalber nicht für Tattoos, schon gar nicht auf zarter Kinderhaut, auch wenn sie sich von der Optik her wunderbar eignen würden.

Basisausstattung fürs Blütentattoo-Studio

Der zweite große Vorteil an Blütentattoos: Man benötigt nur dreierlei:

  1. Vaseline oder eine andere Fettcreme, die relativ dick auf die Haut gespachtelt wird, wo das Blütentattoo hinkommen soll.
  2. Spachtel, Zahnstocher oder ähnliches, um die Vaseline sauber aus ihrem Tiegel und auf die Haut zu befördern. Je nachdem wie hygienebewußt jemand ist, dürfen innerhalb der eigenen Familie vielleicht auch einfach die (frisch gewaschenen) Finger verwendet werden?
  3. Blütenblätter

Eine Küchenrolle oder ein paar Papiertaschentücher zum Abwischen überschüssiger Fettcreme von Haut und Händen sind auch hilfreich. Vorlagen mit Fotos von Tattoos und Blütenblätterarrangements auf Papier regen die Phantasie an.

Blüten-Highlights

Wahrlich atemberaubend sind die wunderschön zart geaderten Blütenblätter der Wilden Malve oder Käsepappel (Malva sylvestris) und all ihrer Arten und Sorten. Die ebenfalls zweijährig kultivierbare Wegwarte (Zichoria intybus) steuert ein betörendes Blau bei.

Einjährige mit einem fixen Platz als Blühstreifen zwischen Gemüse, aber auch im Tattoo-Studio, sind Ringelblume und Kosmea sowie Kornblume, Klatschmohn und Kamille.

Bei der Anlage einer Blumenwiese könnten die bunten Blüher anfangs auch beigemengt werden, um einen Farbeffekt im ersten Jahr der Anlage zu haben. Als Ackerrandpflanzen bzw. Einjährige für offenerdige Beetflächen verschwinden sie, wenn die Grasnarbe sich zunehmend schließt. Die Kamille ist aufgrund ihrer besonders kleinen Blütenkronblätter freilich nur für sehr geduldige Tattoo-Profis geeignet. Zum Klatschmohn dagegen greifen die Kinder trotz der immensen Größe seiner hauchzarten Blütenblätter immer wieder gerne. Ein einziges reicht oft aus für eine Hand. Von der Kosmea gibt es höhere und niedrigere Sorten in weiß bis rosarot sowie eine Variante in kräftigstem Orange. Die einzelnen Blütenblätter der Kornblume haben - sorgfältig ausgebreitet- eine interessante am Rand gezackte Form. Man könnte sie fast Kron- statt Kornblume nennen.

Ausdauernde Pflanzen sind Storchenschnabel, Sonnenbraut und Mädchenauge. Auch andere „Leuchtkörbchen“ sollten im Sonnenbeet des Blüten-Tattoo-Studios auf keinen Fall fehlen. Storchenschnäbel (Geranium) können je nach Art leuchtende Blau-, Weiß-, Rosa- und Purpur-Töne beisteuern. Es gibt auch Sorten für schattige Beete. Das strahlend gelbe Mädchenauge (Coreopsis) tritt ebenfalls in unterschiedlichen Varianten auf: Coreopsis auriculata, grandiflora und lanceolata besitzen etwas größere Blütenblätter. Bei Coreopsis verticillata sind sie kleiner, mandelförmig und glattrandig und das Laub fein ziseliert.

Unter den Gehölzen punkten Büschelrosen mit besonders kleinen, feinen Rosenblütenblättern in den Farben weiß bis pink und im Juni auch blau (Sorten `Donau´ bzw. `Veilchenblau´).

PädagogInnen finden unter https://www.lernenimgarten.at/methode/blueten-tattoo neben vielen anderen attraktiven Vorschlägen für abwechslungsreichen Unterricht im Freiraum - ein ausführliches Methodenblatt zu den Blütentattoos.

Die Vielfalt ist natürlich noch größer. Was gerade blüht, bietet sich an. Es empfiehlt sich nur voll erblühte Einzelblüten abzuschneiden und nicht gleich die ganze Pflanze. Es sollten nämlich genügend Blüten zurückbleiben für die fleißigen Bienen, Käfer und Co.

Und mit nur wenigen einzelnen Blüten kann man bereits viele Tattoos kreieren…

Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Leithner, Buchinger, Liehl-Rainer, Pixabay

Anna Leithner

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