Frühling

Bis zum Umfallen?

Wie Sie Stauden schön halten

 

Oftmaliges Schneiden kann nicht nur Sie, sondern auch Ihre Stauden in Form halten: Schneiden Sie deren Triebspitzen mit einer scharfen Gartenschere leicht zurück bzw. zwicken Sie mit Daumen und Zeigefinger die weichen Triebe ab, heißt das im Gärtnerlatein Pinzieren oder Entspitzen. Es regt die Stauden dazu an sich neu und oft besser zu verzweigen. Denn fällt eine Triebspitze oben weg, treibt die Pflanze unten meist gleich mehrfach aus.

 

 

Frühsommerblüher, die nach dem Abblühen Ende Mai nur noch mit mittelhohen Stängeln und müden Blättern das Beet füllen, wie etwa Frauenmantel oder Kaukasusvergissmeinnicht, entwickeln schon knapp zwei Wochen nach einem Schnitt neues frisches Laub. Während das Kaukasusvergißmeinnicht etwa auf Handbreite zu stehen kommt, wird beim Frauenmantel am besten die alte Blüte mitsamt den braunrandigen Blättern aus dem Beet gerupft. Darunter zeigen sich oft schon frischgrüne Blätter. Ist Ihnen das zu mühsam, können Sie auch mit dem auf der höchsten Stufe eingestellten (Hand)Rasenmäher über die Beete rattern und damit für gutes Aussehen der Beete vorsorgen.

 

 

Denn der starke Neuaustrieb tritt auch Pilzbefall und Welke entgegen, fördert eine längere Lebenszeit und verhindert allzu viele Sämlinge von Frauenmantel (Alchemilla), Akelei (Aquilegia) oder Spornblume (Centranthus). Wollen Sie weniger davon um sich haben, schneiden Sie die Samenstände gleich nach der Blüte. Bei Zwiebelpflanzen wie verschiedenen Zierlauch-Gewächsen stärken Sie mit einem Rückschnitt die Zwiebel anstelle der Samenproduktion. Auch Polsterstauden wie Steinkraut (Alyssum), Polsterphlox (Phlox subulata) und Schleifenblume (Iberis) können Sie nach dem Verblühen mit Hilfe einer Rasenkantenschere zu kompakten Polstern formen und damit je nach Fasson glücklich werden.

 

 

Hochgezüchtet

 

Manche Staudenschätze sind im wahrsten Sinne des Wortes hochgezüchtet. Viele mehrjährige Pflanzen neigen dann stark dazu, in die Höhe zu schießen und später abzuknicken. Damit etwa mehrjährige hohe Herbstastern und Flammenblumen (Phlox) nicht aus der Form geraten, können Sie diese von Mitte bis Ende Mai um etwa ein Drittel - auf vier bis fünf Blätter über dem Blattschopf - durch einen wohlüberlegten Schnitt kürzen. Dem Entspitzen fällt zwar die Triebspitze oder gleich mehrere davon zum Opfer. Das Entfernen regt sie aber dazu an, gleich mehrere neue Seitenknospen mit neuen Blütentrieben und -knospen auszubilden. Diese blühen kaum später als ihre nicht behelligten Artgenossen dafür umso reicher. Das Höhenwachstum bescheidet sich zugunsten einer buschigeren, kompakteren „Krone“. Die Stängel gabeln sich, blühen nun reichlicher und auch deutlich länger und sind gleichzeitig wesentlich standfester. Für ein wahres Blütenmeer mit ausgedehntere Blütezeit können Sie den Schnitt der Pflanzen variieren und etagenweise oder auch in Etappen anlegen.

 

 

Mit dem Schnitt können Sie auch andere Stauden wie etwa hochaufschießende Mexikonessel (Agastache), Sonnenbräute (Helenium), Stauden-Sonnenblumen (Helianthus), Scheinaster (Kalimeris), Indianernessel (Monarda) oder Bartfaden (Penstemon) u.a.m. ganz ohne weiteres Zutun in ordentliche Bahnen lenken. Sollte einmal an einer Staude Mehltau auftauchen, wird er gleich mit geschnitten.

 

 

Bei Margeriten, und Staudensonnenblume werden dagegen besser nur Einzelblüten entfernt. Einige Arten wie Eisenhut (Aconitum), Prachtspiere (Astilbe) und Rittersporn (Delphinium) sollten Sie aber lieber ganz in Ruhe lassen, weil sie Schnitt nicht gut vertragen.

Besonders erfreulich ist diese Schnittart für all jene, die sonst mit Stäben und Schnüren bewaffnet versuchen die Pflanzen im Zaum zu halten. Für etwas Schnipselarbeit werden Sie durch die höhere Standfestigkeit und gleichzeitig eine reichere Blüte belohnt. Das Ganze geschieht mit einer kaum wahrnehmbaren Verzögerung der Blüte gegenüber nicht zurückgeschnittenen Artgenossen im Beet.

 

 

Auch bei nicht winterharten Pflanzen wie Dahlien ist das Pinzieren ein Erfolgsrezept. Sie werden auf vier Blattpaare bzw. auf 40 cm zurückgestaucht. Wollen Sie das nicht, hilft es, Ihre Pflanzen durch Netze oder Gitter mit 10 cm Maschenweite zu leiten, die auf Pflöcken montiert werden.

 

 

Für neuerliches Blühen sorgt dagegen der sogenannte Remontierschnitt. Dafür werden die Stauden direkt nach der Blüte ca. 5 bis 10 cm über dem Boden abgesäbelt. Ob Schafgarbe (Achillea), Spornblume (Centranthus), Feinstrahlaster (Erigeron), Brennende Liebe (Lychnis), Katzenminze (Nepeta), Flammenblume (Phlox), Jakobsleiter (Polemonium) oder Dreimasterblume (Tradescantia). Sie alle lassen sich zu weiterer Blüte anregen. Je nach Sorte fördern Sie mit scharfer Klinge so eine neuerliche Blüte und einen gesunden Neuaustrieb. Für diesen Kraftakt verlangen Ihre Gartenschönheiten aber etwas Nahrung in Form von organischem Dünger wie Kompost, Hornmehl oder Hornspänen. Gleichzeitig wird aber auch hier eine Selbstaussaat abgewendet, falls das Ausdünnen nicht auf dem Wunschprogramm für nächstes Jahr stehen sollte.

        

 

Und obwohl es noch lang dauert bis dahin: Ein bodenebener Schnitt im Herbst, der Pilzbefall vorbeugt, hilft Pfingstrosen (Paeonia) und Arten der Schneerosen-Verwandtschaft (Helleborus) besser über den Winter. Wo es immer wieder Pilz-Probleme gibt, ist ein Schnitt auch für Astern, Indianernessel (Monarda), Flammenblume (Phlox) und Steppen-Salbei (Salvia) ratsam.

 

 

Auch empfindlicheren und etwas kurzlebigeren Staudenschätzen wie Kokardenblumen (Gaillardia) und Prachtkerzen (Gaura) steht etwas später im Juli ein kräftiger Rückschnitt gut zu Gesicht. Bleiben dann circa ein Drittel, also etwa 30 bis 40 cm stehen, bilden sie eine schönere Rosette für den Winter und damit mehr Reserven, um den Winter besser zu überdauern. Andere Samenstände bleiben über den Winter aber stehen: Sie bieten den Wintervögeln wertvolles Futter und Wildbienen gleich ein paar Kinderzimmer. Aber bis dahin ist noch lange Zeit.

 

 

 

Fotos: Benes Oeller, Haiden

Margit Beneš-Oeller

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