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Bee my Valentine

Von Blumenliebe und Bienensterben

Wieder einmal ist er da, der Tag der Liebenden. Zahlreiche Filme, meist amerikanische Importware, wollen uns klar machen, was für eine Tragödie es ist, diesen Tag allein zu verbringen. Die 364 – heuer 365 – restlichen Tage Liebe oder Einsamkeit haben dagegen keine Bedeutung. Amors Pfeil muss zur rechten Zeit treffen.

Ähnliche Probleme haben die Blumen. Sie sind wirklich abhängig von Liebesboten zur rechten Zeit. Amor ist in Mitteleuropa in Gestalt von Bienen, Schmetterlingen, Fliegen, Käfern und anderen Insekten unterwegs. Jetzt kommt der viel strapazierte Begriff Bienensterben ins Spiel. Das Bienensterben lässt die Blümchen vereinsamen und unbefruchtet vergehen.

Hobbyimkerschwemme

Seit das Bienensterben in aller Munde ist, schießen die Hobbyimker wie Schwammerln aus dem Boden. Es gibt so viele Honigbienen wie noch nie. Für den Wildbienenfreund gefühlt jedenfalls. Und das Bienensterben geht weiter. Gegen das Bienensterben hilft vor allem, für ausreichend Nahrung zu sorgen. Mehr Bienenstöcke trotz weiterhin wachsender Versiegelung, viel zu häufiger Mahd, beikrautfreie Gemüsebeete, Herbiziden gegen alles, was in den Pflasterritzen wie auf dem Acker noch brauchbare Blüten treibt, verstärken nur den Druck auf die Bienen, die tatsächlich vom Bienensterben betroffen sind. Ganz egal ob Solitärbienen oder Hummeln. So sinkt die Bestäubungsleistung für die verbleibenden Blüten weiter.

Wenn Amor nur an sich denkt

Amor ist im römischen Götterhimmel gut versorgt, Eros schwelgt im Olymp in Nektar und Ambrosia. Götter können leicht Liebesboten spielen. Für sie geht es um nichts. Bienen bestäuben Blüten nicht aus Jux und Tollerei. Es geht ums Überleben. Die Biene sucht Nahrung für sich und ihre Brut. Die Bestäubung der Blume ist ihr herzlich egal. Und unsere einzige Dauerstaaten mit Vorratshaltung bildende Biene, die Honigbiene, ist sehr effizient in der Nahrungssuche. So effizient, dass sie dort, wo das Nahrungsangebot knapp ist, heimische Arten verdrängen kann. So effizient aber auch, dass sie fast alle Blumen nutzen kann. Im Gegensatz zu den diversen Wildbienen, deren Blütenbesuch mehr oder weniger stark eingegrenzt ist. In vielen Fällen werden die ihres Nektars und zum Teil auch Pollens entledigten Blüten nicht bestäubt.

Bei den Scheibenblumen unserer Obstbäume sind nur die Jungbienen auf ihren ersten Ausflügen so blöd, auf der Narbe zu landen und die Blüte zu bestäuben. Rasch lernen sie, dass man sich nicht durch Unmengen an Staubblättern mit im Verhältnis viel zu viel Blütenstaub durchkämpfen muss, um viel zu wenig Nektar zu finden. Man kann gleich auf den Blumenblättern landen und sich den Nektar holen. Dabei ist auch noch genug Pollen im Weg.

Wenn die Honigbiene die erste Geige spielt

Solitärbienen dagegen benötigen viel Pollen und wenig Nektar. Sie können den Nektar nicht eindicken, müssen auf den Narben landen. Andere Blüten, etwa Paradeisblüten, können ausschließlich von Hummeln bestäubt werden. Und wieder andere, wie der Salbei, werden von Honigbienen bestens bestäubt. Es braucht Vielfalt. Bei den Bienen wie bei den Blüten. Der einzige Hebel, den wir ansetzen können, der hilft, ist bei den Blüten. Nicht die Bevorzugung einer einzelnen (Nutz-)Tierart, eines einzigen Instruments im Orchester, auf Kosten der anderen.

Doch woher soll man wissen, ob das Verhältnis zwischen Wild- und Honigbienen noch passt? Hummeln sind unsere am wenigsten aerodynamischen Bienen. Sie werden durch die Honigbienen am leichtesten von den Blüten verdrängt. Außerdem merken sich Honigbienen auch die Uhrzeit besser, um die Futterpflanzen Nektar produzieren. Mit einsetzendem Hochsommer beginnt das Sommerloch – auch bei den nektarspendenden Blüten.

„Die Honigbiene kommt pünktlich zu Tisch. Die Hummel kommt zu spät.“

Die Lindenblüte bietet oft die letzte Nahrung im Sommerloch. Um etwa 10 Uhr vormittags beginnen sie mit der Nektarproduktion. Um etwa 13 Uhr beenden sie diese. Die Honigbiene kommt pünktlich zu Tisch. Die Hummel kommt zu spät. Sind zu viele Honigbienen da, hat sie flugleistungsmäßig keine Chance an Nektar zu gelangen. Tote Hummeln unter Linden sind ein eindeutiges Zeichen, dass zu viele Honigbienen unterwegs sind. Zu viel im Verhältnis zu blühenden Blumen. Man kann die Honigbienen reduzieren. Besser wäre es, das Nahrungsangebot zu erhöhen. Jedenfalls aber nicht den Honigbienenbestand weiter zu erhöhen.

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