Regenwasser clever nutzen

Ohne kalte Dusche: Der guten Dinge drei

Regenwasser ist für Pflanzen das Beste zum Gießen: direkt ins Beet oder in großen Gefäßen aufgefangen und mit Umgebungstemperatur zu ihnen geleitet, nur bei Bedarf, vorzugsweise am Morgen und direkt zum Boden und den Wurzeln. Deckel oder Netze obenauf verhindern unerwünschte Gelsenzucht.

So wie wir Menschen duschen sich unsere grünen Lieblinge – wenn, dann – am liebsten nach dem Aufwachen, nicht allzu kalt, im Gegensatz zu uns aber am besten nur an den Füßen, also direkt zu den Wurzeln auf die Erde und nicht auf die Blätter. Leitungswasser beschert schockierende Kälte und ist je nach Ursprung des kostbaren Nass‘ dazu oftmals „hart“ durch hohen Kalkgehalt. Das mögen auch nicht alle - Zitruspflanzen, Heidelbeeren und Moorbeetpflanzen zum Beispiel gar nicht.

Es muss ja nicht gleich eine 2.000l-Zisterne sein, obwohl eine solche - wo möglich – eine sinnvolle Investition darstellt. Die optimale Behältergröße für einen Haushalt hängt von der anfallenden Regenmenge und vom konkreten Bedarf, von der Gartengröße und Personenzahl ab. Auf S.12 eines Kataloges im Internet gibt es ein Berechnungsblatt zu diesem Thema: https://www.behaeltercenter.at/sites/default/files/2024-12/241119_Katalog_blau_2025_72dpi.pdf.

Übersteigt das die Möglichkeiten: ein paar Eimer voll Wasser sind jedenfalls besser als gar nichts. Wenn sie nicht tief in der Erde versenkt sind, sollten Gefäße im Winter freilich entleert werden, weil sich Wasser beim Frieren um ca. 9 % ausdehnt und dabei enorme Sprengkraft entwickeln kann – nicht jedoch in dehnbaren Behältern. In Gefäßen, die oben breiter sind als unten, kann sich das Eis ebenfalls nach oben hin ausdehnen. Umgekehrt wird es schwierig. Da ist Ablassen im Spätherbst besonders wichtig.

1. Korrespondierende Gefäße im Schaugarten

Ein tolles Beispiel für clevere Regenwassernutzung kann man im TEH Kräuterschaugarten in Weinburg bewundern.

Die winterfesten 100l-Bottiche, die das Dachwasser vom leicht erhöht liegenden Seminargebäude auffangen, bestehen aus wasserfesten „Kunststoffsäcken“ in einer dehnbaren und damit frostfesten Umrahmung aus Holzlatten. Sie werden über einen sogenannten Wasserdieb gespeist, der bereits groben Schmutz oder Laub aus dem Fallrohr heraussiebt.



Über Rohrverbindungen im Boden korrespondieren die beiden Behälter miteinander und mit einem weiteren, größeren 400l-Bottich mitten im Garten.

Auch ein Tropfrohr an der Unterkante eines Beerenobstspaliers kann direkt und ohne Pumpe mit dem Wasser beschickt werden, weil es zum Abtropfen tief genug liegt.

Wie wir wissen, stellt sich ja in einem verbundenen Wasser-System an allen Stellen dieselbe Höhe der Wasseroberfläche ein. Auf diesem Prinzip funktionieren auch Schlauchwaagen fürs Gelände. Auf der Strecke dazwischen – versteckt unter Steindeckeln – gibt es tiefere Schächte mit einem Hahn zum Ablassen von etwaigem schlammigem Schmutz, damit das System nicht verstopfen kann.

2. Pflanzen holen sich, was sie brauchen

“Tropf-Blumat” - eine automatische Bewässerung, die in Tirol, dem Land der romantisch überbordenden Blumenkistchen, erfunden wurde – kommt ohne Bewässerungscomputer aus und funktioniert entweder über einen erhöhten Wasserbehälter oder über einen Druckminderer am Wasserhahn. Beim Betrieb mit Regenwassertank, muss dieser je 5 m Schlauchlänge mindestens 0,5 m höher als die “Tropf-Blumat”- Anlage stehen. Infos dazu gibt es unter https://www.blumat.de/wp-content/uploads/2018/01/blumat_tropf-system_manual.pdf.

In beiden Fällen werden Ton-Kegel mit Schraubaufsatz – vollgefüllt mit Wasser – in die gut durchfeuchtete Erde gesteckt und die braune Stellschraube auf der Oberseite so eingestellt, dass es gerade noch nicht tropft. Die Pflanzen schicken ihre Wurzeln allmählich zu den feuchten Tonkegeln. Das eigentliche Gießen erfolgt aber über einen speziellen Mechanismus. Dieser öffnet sich, wenn die Pflanzenwurzeln oder austrocknende Erde um die Kegel herum eine Saugspannung in deren Inneren erzeugen. Ein weicher 3mm-Schlauch erhält dann freien Durchfluss und das Wasser tropft allmählich dorthin, wo es benötigt wird. Dabei wird es durch das dünne Schlauchsystem, das es langsam durchfließt, leicht erwärmt. An den Drehknöpfen kann noch nachjustiert werden, bis die optimale Einstellung gefunden ist. Das System eignet sich für Pflanzen, die gut wasserversorgten Boden lieben und auch damit zurechtkommen, wenn dieser nie ganz abtrocknet. Aber selbst mediterrane Kräuter gedeihen nach eigenen Versuchen ganz prächtig damit. Für große Töpfe gibt es extra lange Tonkegel. Pro Tonkegel können auch bis zu 5 Verteiltropfer angehängt werden.

Maxi-Tonkegel für große Töpfe und Verteiltropfer

Wird Wasser aus einem Bottich verwendet, ist wichtig, dass es frei von Verunreinigungen und nicht allzu hart ist. Regenwasser ist also ideal für das System. Die weichen 3mm-Schläuche könnten sonst eventuell verstopfen.

3. Aus der Traufe direkt ins Regenbeet

Als dritte Möglichkeit, Regenwasser clever zu nutzen, kann man es direkt aus dem Fallrohr in flachen Mulden-Beeten auffangen: so wie in Sickermulden, die entlang von Parkplätzen, Straßen etc. überschüssiges Wasser aufnehmen und allmählich versickern lassen, um Kanäle zu entlasten und das Wasser zu filtern. Dadurch kann mehr Wasser verdunsten bzw. das Grundwasser speisen. Es bleibt somit lokal erhalten.

Links Blutweiderich, dahinter – zart transparent - Pfeifengras und rechts Wasserdost - hochwüchsige Erscheinungen - für Regenbeete auf lehmigem bis tonigem Grund

Wenn der Gartenboden eher schwer bis lehmig ist, fühlen sich hier Pflanzen sumpfiger Wiesen und Gräben wohl, die zeitweiliges Trockenfallen aber auch gut überstehen, da hier ansonsten nicht gegossen wird: etwa Pfeifengras, Blutweiderich (Lythrum salicaria), Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata) oder Weidenröschen (Epilobium hirsutum). Diese Blütenpflanzen wurden in ein 7m² großes Regenbeet auf der GARTEN TULLN vorgesehen, in das das Dachwasser einer ca. 12 m² großen neuen Überdachung geleitet wird. Für optimale Versickerungseigenschaften, wurden erst 25 cm vom Boden abgetragen, dann 5 cm Drainageschicht aus 4/8 Kies eingebaut und erst darauf dann 15 cm Pflanzsubstrat aus Oberboden, gemischt mit 20% Kompost, wieder aufgetragen.

Welche Fläche für die Entwässerung eines Daches benötigt wird, hängt vom vorhandenen Boden ab und kann über einen Versickerungstest ermittelt werden. Eine Erklärung dazu gibt es auf https://youtu.be/pxNP9OmxQdk, im Natur im Garten - Podcast: www.naturimgarten.at/podcast, Folge #027: Wasserspeichernde Böden & klimafitte Pflanzen bzw. im „Natur im Garten“ Video der ORF Sendung vom 11.05.2025 in der Sequenz DGT Gartenteam: Die Gärtnerinnen – „Regenbeet“ unter https://www.naturimgarten.at/gartenwissen/orf-sendung/sendung/orf-show-11-05-2025.html.

Alant, Kerzenknöterich und Großes Windröschen vertragen sowohl feuchte als auch längere Trockenphasen.

Für trockener ausgerichtete Mulden auf gut wasserzügigem Grund eignen sich besonders gut der sehr hochwüchsige Alant (Inula ensifolia), Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum 'Elsbeth'), der Echte Gamander (Teucrium chamaedrys), Goldgarbe (Achillea fillipendula), Großer Ehrenpreis (Veronica teucrium), Großes Windröschen (Anemone sylvestris), Kerzenknöterich (Bistorta amplexicaulis 'Blackfield'), Rutenhirse (Panicum virgatum 'Rotstrahlbusch'), Schafgarbe (Achillea millefolium), Steppeniris (Iris spuria), Steppensalbei (Salvia nemorosa) oder Steppenwolfsmilch (Euphorbia seguieriana ssp. niciciana). Eingehende Infos zur Bepflanzung von Sickermulden bietet ein Artikel von Angelika Eppel-Holz, Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau, LWG Vertshochheim, verfügbar unter https://www.dega-galabau.de/artikel.dll/dega-2019-b-03-062-063-064-065-066-067-01_gyydqmjzgizq.pdf oder ein Merkblatt vom Land OÖ unter www.bienenfreundlich.at/wp-content/uploads/2021/02/Merkblatt_Sicker_Retentionsmulden.pdf.

Regenbeete sollten auf einer sonnigen Fläche mit genug Abstand zu Haus und Grundstücksgrenze angelegt werden. Sie nehmen nicht nur mehr Wasser auf als Rasen: Ihre Blüten bieten Nahrung für Insekten. Wer dazu Natursteine, Holzelemente und eine kleine Wasserstelle ergänzt, schafft ein kleines Paradies für Tiere. Unsere „Natur im Garten“ Partnerbetriebe unterstützen gerne bei der Planung und Pflanzenwahl: www.naturimgarten.at/partnerbetriebe. Und allen, die es noch genauer wissen möchten, sei das Buch „Regenwasser nutzen“ von Paula Polak, empfohlen, 2023 im Pala Verlag erschienen.

 

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Anna Leithner

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