Kletterpflanzen unterstützen
Dauerhafte Rahmen für rankende Stars
Begrünte Hauswände, malerisch umrankte Carports oder blütenreich umschlungene Torbögen – Kletterpflanzen bieten eine Fülle von Verwendungsmöglichkeiten und verwandeln nüchterne Zweckbauten in blühende Oasen. Was jahrzehntelang eine Fassade prägt, sollte aber gut geplant sein: Pflanzenwahl, Art der Rankhilfe, Rastermaße und Befestigung - viel ist zu bedenken.
Im Blog https://blog.naturimgarten.at/beitrag/bluetenreiche.html haben wir bereits Tipps zu Erziehung und Schnitt sowie Basics zu den Bodenansprüchen von Kletterpflanzen wie Wisteria, Rosen, Waldreben und Kletterhortensie und unter https://blog.naturimgarten.at/beitrag/kletternde-gustostueckerl.html essbare Rankempfehlungen abgegeben. Nun wenden wir uns den Rankgerüsten zu. Diese sollten – für alle Arten und Wandtypen – witterungsbeständige Gitter und hochwertige Befestigungsmittel aufweisen.
Klassische Spaliere aus Holz
In jedem Bau- und Gartenmarkt finden sich heute vorgefertigte Rankgitter. Wer aber etwas Besonderes sucht, wird früher oder später auf die klassischen Lattenspaliere stoßen.
Bei der ursprünglichen Bauweise wurden die eigentlichen Rankgerüste oft gar nicht fest mit der Wand verbunden. In die Wand eingelassene rechtwinklige Mauerhaken aus Stahl trugen die querverlaufenden Spalierholme der Kletterhilfen mit einzelnen Zaunfeldern, welche zum Zweck von Reparatur und Anstrich ausgehängt werden konnten.
Durch Schrägschnitt oder Blattung können Vertikallatten auf Höhen von bis zu 4 Meter gezogen werden. Der Ästhetik wegen werden diese oben und unten angeschrägt.
Gerade die Kontaktstellen von Holmen und Lattung sind durch billiges Holz gefährdet. Die Kapillarwirkung zieht Wasser in die haarfeinen Spalten, trocknet dort kaum und führt vermehrt zu Pilzbefall. Verzinkte Halter korrodieren rascher als Edelstahlbefestigungen und der gelöste Rost zerstört das Holz auch noch chemisch. Eine dauerhafte Farbbeschichtung liefert im Zusammenspiel mit dem Wandanstrich und den Pflanzenfarben reizvolle Kombinationen und kann auch im Winter durchaus eine Bereicherung darstellen.
Werden etwaige Holzsteher auf Pfostenträger oder Stützenschuhe aus rostfreiem Stahl montiert, kommen sie nicht in Kontakt mit dem feuchten Erdreich und können ein Gerüst vom Boden her viele Jahrzehnte lang unterstützen.
Luftig montiert hält Holz länger
Natürliche Imprägnierung
Umweltbewusste setzen auf robuste heimische Hölzer im Außenbereich. Für Rankgitter empfehlen sich neben Lärche oder Eiche auch Robinie und Edelkastanie. Robinienholz gilt – nicht zuletzt aufgrund der kurzen Transportwege - als europäische, nachhaltige Alternative zum witterungsbeständigstem Tropenholz Teak. Weil Robinienholz giftig ist, kann die Bearbeitung zu Übelkeit und Schwindelgefühl führen. Es genügt jedoch, spanende Arbeiten im gut belüfteten Räumen, mit Mundschutz oder einfach draußen durchzuführen.
Im Laufe der Jahre erhält unbehandeltes Holz eine "silbergraue Patina“, die kein Makel ist, sondern das historische Ambiente unterstreicht. Sägeraue Hölzer lassen neue Spaliere von Anfang an historisch wirken.
Spannungsvoll: Metalltechnik mit Natur
Drahtseil und Draht lassen relativ rasch preiswerte Rankhilfen entstehen. Das gilt für alle Arten von Kletterpflanzen, ob sie sich nun hochwinden wie Akebia und Wisteria, sich mit zarten Ranken festhalten wie Weinreben oder Clematis oder sich hinaufspreizen wie Kletterrosen. Edelstahl ist zwar die teurere Variante, lohnt sich aber gegenüber einfach verzinkten Seilen und Wandhaltern, die unter dem Blätterdach nur langsam abtrocknen können und durch dessen organische Absonderungen korridieren, Rostfahnen ausbilden und sich auf den Geschmack von etwaigem Fruchtbehang auswirken.
Die Abstände der senkrechten Konstruktionen betragen je nach Pflanztyp 30 bis 80 cm. Abrutschsicherungen sollten in einem Abstand von 0,5 bis 2 m angebracht werden. Wandabstände zwischen 10 bis ca. 20 cm sind, je nach Dickenwachstum der Triebe, zu empfehlen.
Bei der Gestaltung mit Drahtseilen können diese gestalterisch völlig zurücktreten und so die jeweils verwendete Pflanze ins rechte Licht rücken. Das macht sie gerade für Objekte mit ausdrucksstarken Fassaden, wie es Baudenkmale oft sind, interessant. Mit Edelstahlseilen sind aber auch anspruchsvolle Wandgestaltungen möglich. Diese können sowohl streng gerastert wie in freien Fächer- und Netzformen angeordnet werden. Mit nur wenigen Haltern lassen sich somit dichte Rankfelder schaffen, die bereits vor dem Begrünen zum „Eyecatcher" werden.
Luftig leicht und glitzernd führen Seile zu überraschenden Effekten, wobei die Verbindung von Rankpflanzen und edlem Metall den Reiz einer Fassade erhöht und ein spannungsvolles Miteinander von Technik und Natur ermöglicht.
Üppig wachsende Pflanzen begraben im Sommer jedes Spalier unter sich, andere folgen als grazile Schlinger den Linien, die die Seile vorgeben und bilden mit ihnen besondere Flechtwerke. Der Vorteil liegt darin, dass mit Rankhilfen aus Drahtseil Schlinger nur dorthin wachsen können, wo sie auch gewollt sind. Sowohl Traufeschäden wie zugewachsene Fenster werden damit vermieden.
Pflanzen auf Draht
Die Bezeichnung „Schnurbaum" für Wandobst stammt aus dem Barock: Spalierobst wurde an Drähten gezogen, die in mit Wasserkraft betriebenen Hammerwerken und Drahtschmieden handwerklich erzeugt wurden und langlebiger waren als textile Schnüre. Mit der industriellen Fertigung ging auch im Weinbau die Umstellung von Stockkulturen auf Drahtrahmen Hand in Hand.
Mit Beginn des 19. Jhdts. wurde für den Bergbau das Drahtseil entwickelt, wo es die dauerhafte Festigkeit des Drahtes mit der Weichheit und Biegsamkeit textiler Seile verband. Bis die technischen Vorteile von Drahtseilen auch den Pflanzen zuteil wurde, dauerte es immerhin bis etwa 1970: die weichen Drahtseile ermöglichen den Gestaltern mehr Freiraum, da die Schlaufenbildung, das Spannen und „Geradeziehen" einfacher zu handhaben sind als beim starren Draht. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Pflanzen an der geriffelten Oberfläche besseren Halt finden. Weil Drahtseil wesentlich teurer als Draht kommt, hat letzterer an weniger repräsentativen Wänden durchaus seine Berechtigung. An Hauswänden sind Drahtseile zu bevorzugen.
Flexible Verbindung und Parallelverlauf
Einfache Drahtseile sind für nicht schlingende Rankpflanzen wie Clematis, Weinreben oder Kletterrosen bestens geeignet. Starkschlinger hingegen wie Blauregen, Knöterich und Baumwürger setzen neben einer regelmäßigen Pflege mit Rückschnitt, spezielle Seilkonstruktionen (Zugausgleich mit Spannfeder) und eine ständige Kontrolle der Rankhilfen voraus. Mit ihrer heftigen Stammbildung führen sie sonst leicht zu überspannten Seilen und zu Schäden an der Wandbefestigung. So gut als möglich, sollten die Stämme parallel zum Seil geführt werden: Dazu wird der jährliche Stammzuwachs abgewickelt und von außen geradlinig am Seil befestigt.
Zur Befestigung sollten entweder Gummibänder oder Naturmaterial wie Jute oder Hanf verwendet werden, das mit der Zeit verrottet und - auch wenn man mal drauf vergisst - keine Strangulierungen hervorruft.
Zu enge Maschen, zu straffes Seil - Stammbildung starker Schlinger
Metall mit Umgebungstemperatur
Dass Draht und Drahtseile bei Kletterpflanzen zu Kälte- bzw. Hitzeschäden führen, wird noch heute behauptet. Bei -10° Lufttemperatur haben aber Pflanze wie Metall eine Temperatur von -10°, wodurch gar kein Wärmetausch stattfindet. Die Pflanze schützt ihre Zellsäfte vor dem Einfrieren durch das Frostschutzmittel Zucker. Im Sommer wiederum heizen sich Rankhilfen aus reflektierendem Metall weit weniger auf als etwa dunkel lackierte Holz- und Kunststoffgitter. Durch ungleichmäßige Beschattung entstehende Temperaturdifferenzen werden über die hohe Wärmeleitfähigkeit des Metalls schnell ausgeglichen. Eine zusätzliche Kunststoff- oder Textil-Umhüllung von Stahlseilen vergrößert zwar den Durchmesser, ändert aber nichts an der Temperatur.
6 Kurztipps aus der Praxis
In Pflanzgefäßen ab 20 – 30 l Inhalt lassen sich bei entsprechendem Winterschutz auch Kletterpflanzen ziehen. Bewährt hat sich die Jungfernrebe (Fünfblättriger oder Fünflappiger Wilder Wein, Parthenocissus quinqefolia). Eine Erdpflanzung ist aber immer vorzuziehen, auch wenn man die Pflanzen erst bis in den oberen Stock leiten muss.
Gemischtes Doppel: Das Prinzip „All in one" funktioniert vielleicht bei technischen Geräten, bei Hausbegrünungen dominiert die stärkste Pflanze. Ein artspezifischer Schnitt ist bei ineinander verfitzten Geästballen nur schwer zu schaffen. Ausnahmen bestätigen die Regel: Efeu und Wilder Wein können ebenso kombiniert werden wie Rosen und Clematis.
Obst am Haus: Die Pflege von Spalierobst ist mit einem gewissen Aufwand verbunden. Wein, Kiwi und immergrüne Brombeeren sind da schon etwas pflegeleichter.
Ein Leben im Schatten: bevorzugen Efeu, Pfeifenwinde, Kletterhortensie und Kriechspindel. Selbst einige Clematis und Kletterrosen stehen zur Verfügung. Klettertrompeten und Blauregen sowie Obstarten sind im Schatten fehl am Platz.
Sichtschutz: Schlingpflanzen wie Geißblatt, Hopfen, Jungfernrebe sowie einjährige Kletterer sind ideal für einen Sichtschutz an Zäunen oder Flechtgittern. Glyzinien und Knöterich setzen eine sehr stabile Kletterhilfe voraus.
Spalierlaube: Abhängig von Konstruktion und Standort eignen sich für luftige Lauben ziemlich alle Kletterer. Flächendeckenden Schlingknöterich bekommt man nicht leicht in den Griff. Für zarte Konstruktionen eignen sich Clematis und schwächer wüchsige Kletterrosen. Für dichte Grünstrukturen sorgt die Pfeifenwinde.
Wer sich weiter vertiefen möchte in die Welt der Rankhilfen und Kletterpflanzen, findet Informationen unter https://www.klimafit-noe.at/wp-content/uploads/NiG-Kletterpflanzen.pdf oder sehr umfassend unter https://www.fassadengruen.de/.
Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Leithner, Haidler