Kletternde Gustostückerl

Ernte auf Augenhöhe

Während sie im Winter wärmende Sonnenstrahlen ins Haus lassen, warten Kletterer in der warmen Jahreszeit mit bezaubernden Blüten und köstlichen Früchten auf. Und auch in Nasch- und Versorgergärten sorgen sommergrüne, kletternde Schattenspender für köstliche Abwechslung.

Jede Kletterpflanze hat generell so ihre ganz persönlichen Vorlieben: Mit Saugwurzeln oder Haftscheiben kommen Selbstklimmer ganz ohne Kletterhilfe zurecht.

Eine Bespannung aus waagrechten Drähten mit Abständen von 60-80 cm hilft den Pflanzen dennoch auf abweisenden Oberflächen. Kiwi (Actinidia deliciosa) und Honigbeere/ Mini-Kiwi (Actinidia arguta) benötigen Kletterhilfen dringender. Sie winden ihre Triebe an warmen und sonnigen Plätzen, die etwas windgeschützt liegen, auf senkrechte Kletterhilfen wie z.B. Spanndrähte im Abstand von 30-100 cm. Daran erreichen die Pflanzen Längen von etwa 8 m. Eine männliche Pflanze kann bis zu 4 weibliche Kiwipflanzen und ihre Staubgefäße befruchten.

Auch Hopfen (Humulus lupulus) wächst nicht nur auf Stangen, sondern bevorzugt diese kletterweise. Seine Blüten können Bier würzen, die jungen Sprossen im Frühling direkt genossen werden.

Die Früchte der Akebie (Akebia quinata), auch Klettergurke oder Schokoladenwein, sind essbar, wobei man nicht in die Kerne beißen sollte. Die Schlingpflanze selbst wächst bis zu 12 m heran und bleibt im Weinbauklima wintergrün.

Viele Weinarten (Vitis vinifera) halten sich mit ihren Blattstiel- oder Sprossranken gerne an Klettergittern mit ca. 10-30 cm Gittergröße fest. Besonders empfehlenswert sind PIWIs. Diese teilresistenten Rebsorten wie etwa 'Muscaris' und 'Blütenmuskateller' sind aus systematischen Kreuzungen und Züchtungsverfahren entstanden und weisen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber mindestens einer Pilzkrankheit auf, z.B. Botrytis oder dem Falschen und echten Mehltau.

Spreizklimmer wie Brombeere oder Kletterrosen verspreizen sich mit Trieben, Stacheln oder Hakensprossen an waagrecht verlaufenden Stäben oder Latten, die Sie durch zusätzliche senkrechte Stützen stabilisieren sollten. Frische Triebe müssen geleitet werden. Bei der Auswahl sind außerdem Wuchseigenschaften, Blüten- sowie Herbstfarben, klimatische und Standortbedingungen sowie die Pflegeansprüche der Pflanzen wichtig. Sie reifen zu unterschiedlichen Zeiten und manche Sorten sind stachellos:

Zu den früh tragenden Brombeersorten gehören 'Wilsons Frühe', 'Choctaw'.

Zu den mittleren Sorten zählen 'Navaho’, 'Baby Cakes', 'Kittatinny', 'Loch Ness', 'Scotty Loch Tay', 'Dorman Red', 'Cascade' oder 'Jumbo'.

Als späte Sorten sind 'Asterina', 'Black Satin', die 'Geschlitztblättrige Brombeere', 'Theodor Reimers' und 'Thornfree'’ zu empfehlen. 'Oregon Thornless', auch 'Thornless Evergreen' genannt, ist mein persönlicher Favorit mit kleineren süßen Beeren, die sich ohne Widerstand sammeln lassen und Laub, das auch im Winter hängenbleibt.

Sowohl die Nutka-Himbeere (Rubus parvifolius 'Dorman Red' wie die Japanische Weinbeere (Rubus phoenicolasius) verwöhnen mit hohen Erträgen köstlicher roter! Beeren.

Kletterrosen“-Sorten mit langen Trieben sind für Pergolen und Rosenbögen, nicht aber immer für Wände geeignet. Besonders an (Süd-) Wänden wird es ihnen ab ca. 30 °C oft zu heiß. Wandabstände von 9 bis 12 cm sind deshalb zu empfehlen. Hagebutten sind die Scheinfrüchte, in denen sich Nüsschen als eigentliche Rosenfrüchte befinden. Ihre inneren Werte sind groß, besonders der Gehalt an Vitamin-C kann mitunter den von Zitronen übersteigen. Sehr schöne Hagebuttenträger als Vitaminbombe für die Vogelwelt sind mit meist erbsengroßen Früchten 'Bobbie James', 'Christine Hélène', 'Frances E. Lester'’, 'Guirlande d'Amour®', 'Lavender Siluetta', 'Natura Siluetta ';'Perennial Blue®', 'Rambling Rector'. Auch Rosa filipes 'Kiftsgate'. Rosa helenae und ihre Hybriden 'Goldfinch' und die stachellose 'Lykkefund' stechen heraus. Größere Hagebutten liefert dagegen 'Summer Wine'.

Auch im Gemüsegarten zieht es so manche Pflanzen nach oben: Während (Feuer)Bohnen (Phaseolus coccineus), Gurken (Cucumis sativus), die Mexikanische Minigurke (Melothria scabra), Garten-Kürbis (Cucurbita pepo) und Riesen-Kürbis (Cucurbita maxima), Roter Malabarspinat (Basella alba var. rubra) ganz von selbst auf etwa 3 m Höhe klettern, verlangen die Afrikanische Hornmelone oder Kiwano (Cucumis metuliferus) und die weniger hochstrebende Süßkartoffel (Ipomoea batatas) und Zucchini (Cucurbita pepo subsp. pepo) nach Unterstützung beim Klettern. Erbsen (Pisum sativum) und Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) wollen ebenfalls und je nach Sorte nicht ganz so weit hinauf, belohnen aber selbst dann mit essbaren Blüten.

Vielseitigkeit zeigt sich auch bei Helmbohnen (Lablab purpureus) darin, dass selbst die Blätter nach kurzem Erhitzen essbar sind

Chayote (Sechium edule), auch als Stachel- oder Gemüsebirne bekannt, ist ein tropisches Kürbisgewächs mit einer milden, leicht süßlichen Frucht, das von selbst auf etwa 4 m Höhe klettert.

Bei etwa 15 Grad und viel Helligkeit kann sie im Gewächshaus überwintern, so wie die Passionsfrucht (Passiflora edulis). Diese runde, ei- oder birnenförmige, tropische Frucht verwöhnt uns mit süß-saurem, aromatischem Fruchtfleisch und essbaren Kernen. Ihre Schale färbt sich zunehmend grünbraun bis violett, bei Vollreife beginnt sie einzuschrumpeln. Gezogen wird sie wie Wein an Spalieren. Bei der Maracuja (Passiflora edulis f. flavicarpa) handelt es sich um eine Varietät der Art. Die Gelbe Maracuja oder Gelbe Granadilla besticht durch eine hellgelbe bis gelbgrüne Schale und wird etwas größer. Während des Wachstums fühlt sich Purpurgranadilla bei über 20 °c am wohlsten, die Maracuja braucht mindestens 24 °C. So wie Melonen gehören Passionsfrüchte hierzulande damit gefühlsmäßig zu den „Mimosen“. Von den essbaren Passionsblumen ist einzig die aus Nordamerika stammende Passiflora incarnata an geschützten Plätzen im Weinklima bei uns winterhart. Sie zieht wie Staudenclematis im Winter ein und treibt im nächsten Jahr wieder aus – bevorzugt an warmen Südwänden oder im Glashaus. Als Fremdbefruchter erhält man wie bei der Akebie nur dann Früchte, wenn zwei unterschiedliche Exemplare/Sorten wenige Meter voneinander entfernt gepflanzt werden. Auch die blaue Passionsblume Passiflora caerulea ist als Pollenspender geeignet.

 

Nichts geht also über Vielfalt im Garten – auch bei fruchtenden und essbaren Kletterern.

Fotos: „Natur im Garten“, Beneš-Oeller, Streicher, Haiden

Margit Beneš-Oeller

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