Frühling

Eidechsen im Garten fördern

Bauprojekt „Eidechsenburg“

 

Eidechsen gehören für mich seit meiner Kindheit zu den schönsten und, durch ihre Ähnlichkeit mit Drachen, auch zu den bizarrsten Geschöpfen im Garten. Ganz besonders angetan haben es mir die Smaragdeidechsen, deren Haut in der Sonne in strahlenden Blau- und Grüntönen tatsächlich wie von winzigen Edelsteinen besetzt anmutet. Im südlich von Wien an der Thermenlinie gelegenen Garten meiner Eltern, konnte ich diese seltene, heimische Echse - wenn ich mich still genug verhielt - beim ausgiebigen Sonnenbaden beobachten. Damals waren die Smaragdeidechsen noch ein selbstverständlicher Teil meiner herrlich-wilden Gartenwelt, mittlerweile sind die farbenprächtigen, kleinen Drachen aber auch hier äußerst selten geworden. Um ihnen ein Wohlfühlplatzerl anzubieten, hab ich vergangenes Jahr an einer sonnigen Stelle im karg bewachsenen Staudenbeet nahe der Hausmauer einen Biotopholzstapel angelegt. Als ich heuer an einem warmen Morgen mit einem Häferl Kaffee durch den Garten spaziert bin, konnte ich meinen Augen kaum trauen und mein Herz hat vor Freude gelacht. Dort sonnte sich ein stattliches Smaragdeidechsenmännchen in seiner ganzen Farbenpracht. Immer wieder machen mir solche Erlebnisse bewusst, welch großen Einfluss wir durch unsere Art und Weise zu Gärtnern auf die heimische Lebewelt nehmen.

 

Durch naturnahe Gestaltung und eine schonende, ökologische Bewirtschaftung entsprechend der „Natur im Garten“ Kriterien, kann und darf unser Garten einfach mehr sein als ein Flecken Grün. Wo wir wertvollen Lebensraum schaffen und zugestehen, findet sich eine reiche Vielfalt an heimischen Pflanzen und Tieren ein, an der wir uns täglich erfreuen können. Die scheuen Echsen sind zudem herzlich willkommene Nützlinge, denn neben Insekten, Spinnen, Würmern und Schnecken stehen auch gerade tagesaktuell eher unbeliebte Gartengäste ganz oben auf dem Speiseplan.

So, und jetzt, nach meiner ausgiebigen Bewerbung dieser großartigen, scheuen Tiere, hoffe ich eure Herzen für die kleinen Gartendrachen gewonnen zu haben. Deshalb möchte ich gleich die Gunst der Stunde nutzen und im Folgenden gemeinsam mit euch eine „Eidechsenburg“ bauen. Heute nicht im Fokus, aber ebenso bei wärmeliebenden Tieren sehr beliebt, sind Legsteinmauern und Biotopholzstapel. Auch mit diesen Naturgartenelementen können wir die sonnenliebenden Mini-Drachen gezielt im Garten fördern und zugleich Lebensraum für zahlreiche andere tierische Gartenbewohner schaffen – aber das ist, wie Michael Ende in der „Unendlichen Geschichte“ so schön schreibt - eine andere Geschichte.

Flink und wendig mit der Kraft der Sonne

 

Säuger und Vögel regulieren ihre Körpertemperatur als sogenannte endotherme (gleichwarme) Organismen von innen heraus und halten diese dauerhaft in einem konstanten Temperaturbereich. Eidechsen und andere Reptilienarten setzen hingegen als exotherme (wechselwarme) Lebewesen auf ein gänzlich anderes Konzept. Ihre Körpertemperatur ist von der Umgebungstemperatur abhängig, sie benötigen die wärmende Kraft der Sonne, um sich flink und wendig bewegen zu können. Durch den wesentlich niedrigeren Stoffwechsel muss dem Körper seltener Nahrung zugeführt werden, bei extremer Hitze oder Kälte verfallen die Tiere in einen Starrezustand. Im Grunde ist dieses Konzept zur Steuerung der Körpertemperatur äußerst ökonomisch, die Notwendigkeit des Aufwärmens beziehungsweise Vermeidens extremer Temperarturbereiche birgt dadurch aber eine zeitliche und räumliche Einschränkungen im Hinblick auf die Lebensraumnutzung.

Wärmeplätzchen gesucht!

 

Steine nehmen die wärmenden Strahlen der Sonne auf, speichern sie und geben sie beim Absinken der Umgebungstemperatur wieder ab. Diese wohligen Wärmequellen machen sich wechselwarme Tierarten zunutze. Deshalb kann man Eidechsen, wenn man sich ruhig verhält, besonders gut morgens oder abends beim Sonnentanken beobachten. Größere Steinblöcke, Steinhaufen oder geschlichtete Steine eignen sich zur Förderung von Reptilien im Garten wesentlich besser als einzeln arrangierte Elemente, da sie neben der höheren Wärmespeicherkapazität auch verschieden große Hohlräume bieten. Dort können sich Eidechsen bei Gefahr blitzschnell in Sicherheit bringen, nachts und im Winter dienen sie den kleinen Drachen außerdem als Ruhe- und Überwinterungsquartiere.

Ein eidechsenfreundlicher Garten sollte strukturreich und vielfältig gestaltet sein, um die Bedürfnisse hinsichtlich unterschiedlicher Temperaturbereiche auf kleinem Raum bieten zu können. Da sich unsere Gartendrachen unter anderem von Insekten ernähren, solltet ihr selbstverständlich auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide oder Düngemittel verzichten. In unserer Broschüre "Der Weg zur Plakette" oder auf unserer Homepage findet ihr die wertvollen Gestaltungselemente eines Naturgartens übersichtlich zusammengefasst, so könnt ihr gleich loslegen und euren Garten zum Paradies für Eidechsen, viele andere Nützlinge und natürlich – euch selbst - machen!

Jetzt wird’s monumental – Der Bau der „Eidechsenburg“

 

Der erste und wichtigste Schritt für den Bau der Eidechsenoase ist die Wahl des richtigen Standorts. Naturgartenelemente, die aus Steinen gebaut werden, sind bei solider Bauweise langlebig und sollten auf dem ausgewählten Platz über viele Jahre bleiben können. Ganz klar aus Sicht der künftigen Bewohner ist: größtenteils sonnig und heiß muss der Standort auf jeden Fall sein und am liebsten ein wenig abgelegen im Garten. Man will ja ungestört und ohne allzu neugierige Blicke oder gar drohender Gefahr sein Sonnenbad genießen können.

Optimaler Weise befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Nordseite der künftigen Festung dichtere Vegetation, zum Beispiel aus heimischen Wildsträuchern, aber auch andere Gehölze sind in Ordnung, solange sie nicht zu groß gewachsen sind, denn euer Reptilien-Monument soll ja zum größten Teil im Sonnenschein erstrahlen. Damit auch für einen reich gedeckten Tisch gesorgt ist, sollte die Umgebung zudem insektenfreundlich gestaltet sein: eine nahe gelegene Wildblumenwiese mit verschiedenen, heimischen Pflanzenarten wäre ideal. Die Kombination aus geeigneter Vegetation und solide gebauter Burg bietet neben Schutz und Unterkunft auch ein passables Jagdrevier zur Nahrungssuche - ohne Futter ist nämlich nichts los am Kutter.

Ist der beste Platz im Garten gefunden, geht’s ans Eingemachte und - meine Lieben - da ist Armschmalz gefragt! Wer es noch nicht ausprobiert hat, das ist ein tolles Muskeltraining, am nächsten Tag sollte man aber keine händischen Schreibarbeiten am Plan haben, das funktioniert mit Garantie nicht. Also Ärmel hochkrempeln, wir starten klassisch mit dem Aushub des Kellergeschosses. Damit die Burg auch in kälteren Wintern Schutz bietet, sollte sie mindestens drei Kubikmeter Volumen aufweisen. Dazu heben wir auf einer Fläche von mindestens 1 x 1 Meter eine Grube von ebenso mindestens einem Meter Tiefe aus. Als Drainageschicht, damit die Tiere also auch bei Regen auf dem Trockenen sitzen, wird der Boden der Grube mit einer 10 bis 20 Zentimeter hohen Kies- oder Schotterschicht befüllt. In der Grube werden dann Steine von mindestens 20 Zentimetern Durchmesser locker (damit Hohlräume entstehen) aber gleichzeitig stabil, übereinander geschichtet. Während des Aufbaus sollten Laub und Äste zwischen die Lücken gegeben werden, denn durch ihre Verrottung entsteht angenehme Wärme. Der oberirdische Teil der Burg wird anschließend bis zu einem Meter Höhe stabil aus Lesesteinen unterschiedlicher Größe (ab 10 Zentimeter Durchmesser) gebaut. Achtet dabei darauf, dass verschieden große Lücken entstehen, damit die Tiere einen Zugang zum Kellergeschoß finden können. Wenn ihr ganz oben noch große flache Steine stabil auflegen könnt, wäre das perfekt, denn die sind als Sonnenterrassen mit Rundumblick bei den zukünftigen Bewohnern bestimmt heiß begehrt. Bitte bedenkt für euer Projekt abschließend, dass die Steine selbstverständlich nicht aus der freien Natur entnommen werden dürfen (sonst fehlen sie ja den Tieren die dort bereits ihren Wohnsitz begründet haben). Wenn ihr Steine für euer Projekt kauft, solltet ihr im Hinblick auf Sozial- und Umweltethik und auch aus optischen Gründen darauf achten, ausschließlich regionale Materialien zu beziehen.    

Und es darf auch noch ein bisserl mehr sein…

 

Auf der Wetterseite könnt ihr noch ein stabiles Pflanzenvlies auflegen, einen Teil der ausgehobenen Erde in einer gut 30 cm dicken Schicht aufbringen und trockenverträgliche, niedrigwüchsige Pflanzenarten wie zum Beispiel Thymian setzen. Damit ist die dem Wetter stärker ausgesetzte Seite besser vor Regen und Wind geschützt. Wenn ihr an der Südseite der Burg noch eine etwa 1 m2 große und einen halben Meter tiefe Sandgrube aus ungewaschenem, ungereinigtem Sand anlegt und diese von Bewuchs freihaltet, können dort zum Beispiel Zauneidechsen ihre Eier ablegen und von der Sonnenwärme ausbrüten lassen. Damit habt ihr ein tolles Eidechsenparadies geschaffen, jetzt ist „nur noch“ Geduld gefragt, bis die neuen Gartenmitbewohner einziehen.

 

 

Fotos: Norbert Sauberer, Alexander Haiden, Hans Benn, Birderswiss_Photography, Joel Charbonneau, Joachim Brocks, The Ujalala

Katharina Weber

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